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MatthiasRad
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- 27.03.2022
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Hallo miteinander,
ich möchte euch kurz mein "Nebenbei-Bastelprojekt" vorstellen: Pedelec Ladegerät mit wählbarem "80%" Modus zum Akkuschonen.
Problematik: Lithiumakkus halten deutlich länger (in Bezug auf die insgesamt über die Lebensdauer entnehmbare Kapazität), wenn sie nicht vollgeladen werden; idealerweise werden sie auch nie ganz leer. Trotzdem ist es für manche Touren und alle 30-50 Zyklen zum "richtigen Balancen" der Zellen sinnvoll, das Akkupack ganz voll, oder zumindest fast ganz voll zu laden.
Einfache Problemlösung: Ein Ladegerät mit nem Schalter umbauen, um die Ausgangsspannung umzuschalten.
Disclaimer: Diese Basteleien sollten nur mit etwas Sachverstand ausgeführt werden. Jedes Ladegerät könnte anders aufgebaut sein, zudem ist aus elektronischer Sicht der beschriebene Umbau eigentlich doof für den Regler, das vernünftige Regelverhalten sollte z.B. mit nem Oszilloskop überprüft werden. Im Netzteil gibt es 230V, welche auch nach Ziehen des Netzsteckers noch einige Momente vorhanden sein können! Bitte nur unter größter Sorgfalt und mit der angemessenen Vorsicht daran arbeiten!
Mein Ausgangsmodell ist ein Ladegerät, welches vor über 15 Jahren mit einem Pedelec-Umbausatz mit LiFePo4 Zellen kam. Da der Akku (fast...) durch war und ich mir ein Softpack ohne Ladegerät gekauft habe, der perfekte Moment um zu schauen, ob ich die Ladespannung von den 43,8V auf etwas weniger umstellen kann.
Das Ladegerät lässt sich leicht öffnen: Unter den Gummifüßen sind Schrauben.
Nach Öffnen des Ladegeräts zeigt sich ein verklebtes Drehpotentiometer. Nach Entfernen des Klebers und vorsichtigem Drehen mit einem Schraubendreher wird klar, dass dies die Ausgangsspannung des Netzteils einstellt.
Im Falle meines Netzteils hatte das Poti einen Einstellbereich von 0-1000 Ohm und konnte die Spannung zwischen 43,2 und 44V einstellen.
Eine kurze Analyse der benachbarten Bauelemente ergibt, dass das Poti in Reihe zu einem SMD Widerstand mit etwa 33 kOhm geschaltet ist. Elektronisch gesehen bildet das Poti mit dem 33 kOhm Widerstand den positiven Teil des Spannungsteilers für den Feedback-Eingang des Schaltreglers:
Die Ausgangsspannung wird von diesem Spannungsteiler mit 33+(0-1) kOhm und 1,8 kOhm nach Masse so heruntergeteilt, dass die Regelspannung des Schaltreglers erreicht wird.
Kurzum wird der 33 kOhm Widerstand auf 27 kOhm verkleinert, damit der Regelbereich nun bis etwa 38V heruntergeht. Das Poti wird ausgelötet, und durch Ausprobieren ein Widerstand ermittelt, welcher stattdessen eingesetzt werden kann, um unsere "100%" Ladespannung von 41-42V zu erreichen. 2,7 kOhm waren es bei mir für 41,3V - etwa 95% und hoch genug, dass die meisten passiven Balancer arbeiten sollten.
Nun kommt der Trick: Zusätzlich kommen an die ehemaligen Poti-Anschlüsse zwei kurze Drähte, einer davon mit nem 27 kOhm Widerstand in Reihe, welche über einen Kippschalter verbunden werden können. Elektronisch wird der 27 kOhm Widerstand dann zu den 2,7 kOhm parallel geschaltet und verringert somit die Ausgangsspannung auf etwa 40,3V - das sind in etwa 80% Ladestand bei meinen Samsung 21700 50E Zellen.
Dieser ist der kritische Teil: Normalerweise sollte die Feedback-Schaltung eines Schaltreglers kurz gehalten werden. Drähte quer durchs Gehäuse haben hier eigentlich nichts verloren. Die Chancen stehen jedoch gut - insbesondere auch, da es sich nur um einen zusätzlich parallel geschaltenen Widerstand handelt - dass alles gut funktioniert. So wie bei mir.
Am Ende eine Probe: 900 Wh Akkupack bis 40,3 V laden. Nachdem die Lampe grün wurde und der Ladestrom unter 20 mA fällt, auf 41,3V umschalten. Nun werden noch etwa 150 Wh nachgeladen. Passt also ganz gut
Nebenbei hat das hier gezeigte Ladegerät einen Wirkungsgrad von etwa 90% und liefert 1,95-2,00A. Dabei wird es doch sehr heiß - wie scheinbar die meisten Pedelec-Lader. Günstige Elektronik eben...
;TLDR:
1. Ladegerät öffnen
2. Feedback-Spannungsteiler finden; mit Glück gibts da ein Poti.
3. Feedback-Spannungsteiler modifizieren: Widerstand über Schalter parallel zu dem "positiven Teil" des Spannungsteilers schalten, sodass die Ausgangsspannung etwa 40,0-40,5V beträgt. VORSICHT: Die Ausgangsspannung des Netzteils darf auch beim Basteln zu keiner Zeit den "gefahrlosen Bereich" von 30-45V verlassen. Niemals ohne eingelötete Feedback-Widerstände betreiben! Niemals die Widerstände über Krokoklemmen oder so anschließen, die eventuell Wackelkontakte haben können - dazu am besten immer Festwiderstände aufgelötet haben & mit Parallelschaltungen arbeiten, sodass bei Wackelkontakt/abklemmen die Spannungen immer im sicheren Bereich bleiben.
4. Nach Modifikation ordnungsgemäße Arbeit des Ladegeräts feststellen: Leerlaufspannung und Stromfluss bei leerem und fast vollem Akku prüfen, gerne auch die Spannung mal mit nem Oszi anschauen und ggf. Veränderungen zum unmodifizierten Zustand die auf unsauberen Lauf des Schaltreglers hindeuten erkennen.
Wie immer: Keine Garantie, auf eigene Gefahr... Tut euch und euren Akkus bitte nicht weh
und noch eine Anekdote zum Ende:
Ich hab jetzt das alte Pedelec von meinem Vater, da war eben ein "36V/10 Ah" LiFePo4 Pack drin, etwa 17 Jahre alt. Der Pack war um knapp 1 Ah imbalanced, trotz BMS mit Balancing Funktion.
Nun: Der Balancer dadrin scheint sogar aktiv mikrocontrollergesteuert zu sein - und trotzdem hat der Hersteller es verkackt. Balancing beginnt, sobald eine Zelle 3,4V überschreitet. Allerdings auch nur, solange der "Laden" Modus erkannt wird, also der Ladestrom mindestens etwa 100 mA beträgt. Das hat dazu geführt, dass im Ladefall mit dem 43,8V/2A Ladegerät der Balancing Zeitraum extrem kurz war: Die LiFe Zellen sind innerhalb von wenigen Minuten von 3,4V auf 3,9V, wo das BMS abschaltet. Der Pack hatte damit im Vollzustand nur 40,3V, weil das BMS abgeschaltet hat. Die Balancer sind dann deaktiviert.
Pack vorsichtig ausgepackt, am Labornetzgerät mit etwa 100 mA geladen und die vollen Zellen mit zusätzlichen Lastwiderständen stundenweise etwas Entladen. Nach 2 Tagen und 5 Stunden Handarbeit schafft der Pack nun wieder 22km mit Hänger am Rad
Da er so schön in die Original Gepäckträgerhalterung passt, wird er wohl für City-Touren bleiben dürfen. Für alles andere gibts das 900 Wh Softpack... Mit dem modifizierten Ladegerät auf 41,3V geladen ist die Balancing Zeit deutlich erhöht, weil der Ladestrom viel früher nachlässt und somit das Niveau "Ladestrom > 100 mA" aber "Ladestrom << 2 A" viel länger ist. Somit hol ich trotz niedrigerer Spannung als gedacht mehr Kapazität aus dem Akku. Bei 3,45V (41,3/12) sind LiFePo4 Zellen eigentlich auch schon voll, die letzten 2 V bringen keine 5% mehr.
ich möchte euch kurz mein "Nebenbei-Bastelprojekt" vorstellen: Pedelec Ladegerät mit wählbarem "80%" Modus zum Akkuschonen.
Problematik: Lithiumakkus halten deutlich länger (in Bezug auf die insgesamt über die Lebensdauer entnehmbare Kapazität), wenn sie nicht vollgeladen werden; idealerweise werden sie auch nie ganz leer. Trotzdem ist es für manche Touren und alle 30-50 Zyklen zum "richtigen Balancen" der Zellen sinnvoll, das Akkupack ganz voll, oder zumindest fast ganz voll zu laden.
Einfache Problemlösung: Ein Ladegerät mit nem Schalter umbauen, um die Ausgangsspannung umzuschalten.
Disclaimer: Diese Basteleien sollten nur mit etwas Sachverstand ausgeführt werden. Jedes Ladegerät könnte anders aufgebaut sein, zudem ist aus elektronischer Sicht der beschriebene Umbau eigentlich doof für den Regler, das vernünftige Regelverhalten sollte z.B. mit nem Oszilloskop überprüft werden. Im Netzteil gibt es 230V, welche auch nach Ziehen des Netzsteckers noch einige Momente vorhanden sein können! Bitte nur unter größter Sorgfalt und mit der angemessenen Vorsicht daran arbeiten!
Mein Ausgangsmodell ist ein Ladegerät, welches vor über 15 Jahren mit einem Pedelec-Umbausatz mit LiFePo4 Zellen kam. Da der Akku (fast...) durch war und ich mir ein Softpack ohne Ladegerät gekauft habe, der perfekte Moment um zu schauen, ob ich die Ladespannung von den 43,8V auf etwas weniger umstellen kann.
Das Ladegerät lässt sich leicht öffnen: Unter den Gummifüßen sind Schrauben.
Nach Öffnen des Ladegeräts zeigt sich ein verklebtes Drehpotentiometer. Nach Entfernen des Klebers und vorsichtigem Drehen mit einem Schraubendreher wird klar, dass dies die Ausgangsspannung des Netzteils einstellt.
Im Falle meines Netzteils hatte das Poti einen Einstellbereich von 0-1000 Ohm und konnte die Spannung zwischen 43,2 und 44V einstellen.
Eine kurze Analyse der benachbarten Bauelemente ergibt, dass das Poti in Reihe zu einem SMD Widerstand mit etwa 33 kOhm geschaltet ist. Elektronisch gesehen bildet das Poti mit dem 33 kOhm Widerstand den positiven Teil des Spannungsteilers für den Feedback-Eingang des Schaltreglers:
Die Ausgangsspannung wird von diesem Spannungsteiler mit 33+(0-1) kOhm und 1,8 kOhm nach Masse so heruntergeteilt, dass die Regelspannung des Schaltreglers erreicht wird.
Kurzum wird der 33 kOhm Widerstand auf 27 kOhm verkleinert, damit der Regelbereich nun bis etwa 38V heruntergeht. Das Poti wird ausgelötet, und durch Ausprobieren ein Widerstand ermittelt, welcher stattdessen eingesetzt werden kann, um unsere "100%" Ladespannung von 41-42V zu erreichen. 2,7 kOhm waren es bei mir für 41,3V - etwa 95% und hoch genug, dass die meisten passiven Balancer arbeiten sollten.
Nun kommt der Trick: Zusätzlich kommen an die ehemaligen Poti-Anschlüsse zwei kurze Drähte, einer davon mit nem 27 kOhm Widerstand in Reihe, welche über einen Kippschalter verbunden werden können. Elektronisch wird der 27 kOhm Widerstand dann zu den 2,7 kOhm parallel geschaltet und verringert somit die Ausgangsspannung auf etwa 40,3V - das sind in etwa 80% Ladestand bei meinen Samsung 21700 50E Zellen.
Dieser ist der kritische Teil: Normalerweise sollte die Feedback-Schaltung eines Schaltreglers kurz gehalten werden. Drähte quer durchs Gehäuse haben hier eigentlich nichts verloren. Die Chancen stehen jedoch gut - insbesondere auch, da es sich nur um einen zusätzlich parallel geschaltenen Widerstand handelt - dass alles gut funktioniert. So wie bei mir.
Am Ende eine Probe: 900 Wh Akkupack bis 40,3 V laden. Nachdem die Lampe grün wurde und der Ladestrom unter 20 mA fällt, auf 41,3V umschalten. Nun werden noch etwa 150 Wh nachgeladen. Passt also ganz gut
Nebenbei hat das hier gezeigte Ladegerät einen Wirkungsgrad von etwa 90% und liefert 1,95-2,00A. Dabei wird es doch sehr heiß - wie scheinbar die meisten Pedelec-Lader. Günstige Elektronik eben...
;TLDR:
1. Ladegerät öffnen
2. Feedback-Spannungsteiler finden; mit Glück gibts da ein Poti.
3. Feedback-Spannungsteiler modifizieren: Widerstand über Schalter parallel zu dem "positiven Teil" des Spannungsteilers schalten, sodass die Ausgangsspannung etwa 40,0-40,5V beträgt. VORSICHT: Die Ausgangsspannung des Netzteils darf auch beim Basteln zu keiner Zeit den "gefahrlosen Bereich" von 30-45V verlassen. Niemals ohne eingelötete Feedback-Widerstände betreiben! Niemals die Widerstände über Krokoklemmen oder so anschließen, die eventuell Wackelkontakte haben können - dazu am besten immer Festwiderstände aufgelötet haben & mit Parallelschaltungen arbeiten, sodass bei Wackelkontakt/abklemmen die Spannungen immer im sicheren Bereich bleiben.
4. Nach Modifikation ordnungsgemäße Arbeit des Ladegeräts feststellen: Leerlaufspannung und Stromfluss bei leerem und fast vollem Akku prüfen, gerne auch die Spannung mal mit nem Oszi anschauen und ggf. Veränderungen zum unmodifizierten Zustand die auf unsauberen Lauf des Schaltreglers hindeuten erkennen.
Wie immer: Keine Garantie, auf eigene Gefahr... Tut euch und euren Akkus bitte nicht weh
und noch eine Anekdote zum Ende:
Ich hab jetzt das alte Pedelec von meinem Vater, da war eben ein "36V/10 Ah" LiFePo4 Pack drin, etwa 17 Jahre alt. Der Pack war um knapp 1 Ah imbalanced, trotz BMS mit Balancing Funktion.
Nun: Der Balancer dadrin scheint sogar aktiv mikrocontrollergesteuert zu sein - und trotzdem hat der Hersteller es verkackt. Balancing beginnt, sobald eine Zelle 3,4V überschreitet. Allerdings auch nur, solange der "Laden" Modus erkannt wird, also der Ladestrom mindestens etwa 100 mA beträgt. Das hat dazu geführt, dass im Ladefall mit dem 43,8V/2A Ladegerät der Balancing Zeitraum extrem kurz war: Die LiFe Zellen sind innerhalb von wenigen Minuten von 3,4V auf 3,9V, wo das BMS abschaltet. Der Pack hatte damit im Vollzustand nur 40,3V, weil das BMS abgeschaltet hat. Die Balancer sind dann deaktiviert.
Pack vorsichtig ausgepackt, am Labornetzgerät mit etwa 100 mA geladen und die vollen Zellen mit zusätzlichen Lastwiderständen stundenweise etwas Entladen. Nach 2 Tagen und 5 Stunden Handarbeit schafft der Pack nun wieder 22km mit Hänger am Rad