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AMM
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- Bulls GM E45, 04/2013 A2B Speed, 12/2017
Hallo Leute,
ich würde euch gerne von meiner Reise berichten. Dabei möchte ich den Fokus v.a. auf die Radinfrastruktur legen. Zuerst etwas zu meiner Situation:
Ich bin Student, habe mein Examen geschrieben und kann nun während ich auf die Ergebnisse warte über viel Freizeit verfügen. Für die Reise benutze ich mein Bulls Green Mover E45 Bj. 2013 (GO SwissDrive) mit Evo-Display und einem Extender-Akku.
Leider erlebe ich mit dem S-Pedelec in Deutschland viel Unschönes, wobei dieser Ausdruck für manche der begangenen Straftaten viel zu harmlos und euphemistisch ist. Ich finde es sehr schade, dass eine weitere Diskussion in diesem Forum nicht erwünscht wird, obwohl diese Straftaten die für mich drängendste Problematik darstellen. Der Grundkonflikt läuft immer gleich ab, Autofahrer stören sich daran, dass ich gesetzeskonform innerorts den Radweg mit meinem S-Pedelec nicht benutze und lassen sich dann diverse Gemeinheiten bis Gefährlichkeiten einfallen. Zwei Fälle sind bereits vor Gericht, drei weitere werden nach der Reise ebenfalls vor Gericht gebracht und unzählige weitere wurden wegen schwieriger Beweislage von der Staatsanwaltschaft eingestellt und auch von mir nicht mehr weiter verfolgt. Ich möchte aber nicht über die Probleme jammern, sondern ich möchte Lösungen finden.
Das S-Pedelec ist für mich das beste innerstädtische Verkehrsmittel. Umweltfreundlich, platzsparend, leise, schnell und spaßig zu fahren. Wenn ich von Deutschland rede, meine ich hauptsächlich meine Heimatregion Würzburg, sicherlich gibt es da auch in Deutschland viele Unterschiede. Würzburg schneidet bei Radklimatests katastrophal ab. Auch mit dem normalen Rad benutze ich viele Radwege nicht, da diese nicht sicher benutzbar sind. Immerhin gibt es inzwischen einen Radverkehrsbeauftragten und es tut sich etwas. Leider beschränkt sich das meist darauf, dass Angebotsstreifen auf die Straße gepinselt werden, die aber wenig Probleme lösen und neue schaffen. In viele Fällen ist die Straße eh so eng, dass die Autos permanent auf dem Angebotsstreifen fahren. Der Überholabstand sinkt. Wenn zumindest symbolisch eine zweite gestrichelte Linie einige cm Platz zu parkenden Autos lässt, so parken die Autos nicht mehr komplett auf dem Parkplatz, sondern nehmen diese gestrichelte Linie als Orientierung. Damit markieren auch die neuen Streifen ziemlich genau den Sicherheitsabstand, den man zu parkenden Autos halten sollte, sprich man fährt sicherer links neben dem Angebotsstreifen. Auf den engeren Straßen sind die neuen Streifen nicht mal breit genug das Fahrradpiktogramm aufzunehmen, das ragt seitlich über den Streifen hinaus. Kanaldeckel nehmen mehr als die Hälfte des Platzes weg und wenn Schnee geräumt wird, dann bleibt gar nichts mehr von dem Streifen übrig. Auch als Radfahrer sollte man Abstand zu Fußgängern bzw. Gehweg halten, ziemlich genau so viel, wie diese engen Streifen breit sind.
Zusammengefasst: Leute, die die entsprechenden Abstandsvorschriften kennen, können fast nirgends die neuen Angebotsstreifen benutzen, wenn sie sich an die Abstände halten wollen. Dann zieht man den Unmut der Autofahrer auf sich. Oder man kennt die Vorschriften nicht oder ignoriert sie, damit bringt man aber sich und andere in Gefahr. Ich kenne zu viele Leute, die Bekanntschaft mit sich öffnenden Türen gemacht haben oder über Bordsteine gestürzt sind.
Wie kann man Radinfrastruktur also besser gestalten? Dabei verstehe ich unter besser: Keine Toten und Verletzten mehr (Vision Zero) oder zumindest deutlich weniger, mehr Menschen, die das Rad benutzen und nicht nur objektiv mehr Sicherheit, sondern auch subjektiv wahrgenommen. Die Online-Suche führt einen da schnell ins Nachbarland Niederlande. Aber grau ist alle Theorie, deswegen wollte ich die vielen Vorteile einer niederländischen Radverkehrsplanung auch praktisch erfahren.
Zur Navigation benutze ich Naviki. Ich habe keine Lust groß etwas zu planen, sobald ich ein Ziel habe, stelle ich das in Naviki ein und lasse mich führen. Im Gegensatz zu Google Maps führt Naviki recht zuverlässig über bekannte offizielle Radstrecken.
Mit Zug und Rad nach Bonn-Beuel. Von dort per Rad zur Ferienwohnung nach Gemünd. In Bonn wurde mir noch deutlicher bewusst, wie dringend notwendig es ist mehr Autofahrten durch Fahrradfahrten zu ersetzen. Schon in Würzburg wird es zunehmender enger, aber der viel befürchtete Verkehrsinfarkt scheint in Bonn schon eingetreten. Ein Diplomatenauto versperrt komplette den Radweg. Auch andere Autos parken bis in die Kreuzung hinein, was besonders bei rechts vor links kritisch ist. Die Freude dem Großstadtverkehr entflohen zu sein hielt nur kurz, dort scheinen die offiziellen Radwege nicht im Dienste der Fortbewegung zu stehen. Trotz nur ab und an leichten Nieselregens war es eine Matschpiste, die zusätzlich voller gefährlicher Löcher und Pfützen war. Für eine sportliche MTB-Tour genau das richtige, für eine Radreise Tortur. Rad und Taschen völlig verdreckt.
Später in der Eifel überraschten dann plötzlich gesperrte Radwege ohne Möglichkeit an der Absperrung vorbeizukommen, so dass man einige hundert Meter zurück auf die Straße musste. Umleitung nicht ausgeschildert. Baustelle, 30 km/h. Ich fahre exakt 30, aber der LKW hinter mir will trotz nicht vorhandenem Platz und roter Ampel vorne überholen. Stress pur. Nach Ende der Baustelle (Naviki hatte mich da nicht langelotst, sondern das war meine Route, um die gesperrten Strecken zu umfahren) dreispurig, bergauf, 70 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich muss auf die linke Abbiegespur. Glücklicherweise wird die Ampel hinter mir rot.
In Gemünd hinterlässt der Radweg einen gemischten Eindruck. Zwar gefällt mir die gebogene Strichelung an jeder Ausfahrt, die zum einen Radfahrern signalisiert, dass dort Autos kommen können, zum anderen den Autofahrern signalisiert, dass sie bevor sie ganz an die Straße fahren, dort halten und nach Radfahrern schauen sollten. Aber die zahlreichen Absenkungen des Radwegs bei den Ausfahrten sind sehr steil und mit mehr als 25 km/h nicht angenehm befahrbar.
Nach ein paar Wandertagen in Gemünd ging es gestern per Rad über Monschau nach Maastricht. In Monschau erneut gesperrte Straße ohne Umleitung für Radfahrer. Nach Monschau ein wirklich schönes Stück Radweg, fernab von Autostraßen und meistens mit Vorfahrt für die Radroute. Bis nach Aachen entlang einer großen Straße auf gut ausgebautem Radweg. Die Unebenheiten der Baustellenausfahrten werden den Radfahrern extra angekündigt.
In Aachen dann noch um mir den Abschied von Deutschland zu erleichtern eine Autofahrerin, die sich per Hupen über mein Straßendasein beschwert. Ist mir unverständlich, es gab zwei Spuren, sie konnte problemlos auf der freien linken Spur überholen. An der nächsten Ampel haben wir uns dann auch wiedergesehen und ich habe ihr die Rechtslage entgegengebrüllt.
Kurz nach der Grenze die erste Enttäuschung, hier auch nur ein Radstreifen, der zu nah an den parkenden Autos entlangführt. Die prinzipiell begrüßenswerte bauliche Trennung des Gegenverkehrs führt dazu, dass ich neben dem Radstreifen fahrend kein Überholen mehr möglich machen würde. Mit mulmigen Gefühl fahre ich auf dem Radstreifen, achte akribisch auf die geparkten Autos und rede mir ein, dass dank der niederländischen Aussteigepraxis (mit der rechten Hand zum Türgriff) nicht so viel Gefahr droht. Glücklicherweise war das lediglich ein Ort, der Rest der Strücke führte über separierte Radwege. Es ist eine Sache die theoretischen Vorteile zu kennen und eine andere, sie wortwörtlich zu erfahren. Trotz diverser Ausfahrten angenehme Absenkung, die Packtaschen springen nicht wie in Gemünden auf und ab, alles bleibt ruhig. Der erste Kreisverkehr. Die Autos stauen sich. Würzburger Fahrweise erwartend, stelle ich mich darauf ein, dass die Autos Stoßstange an Stoßstange fahren, damit auch ja niemand durchpasst. Doch überraschenderweise: Ich werde von beiden Autos in der jeweiligen Fahrtrichtung durchgewunken, obwohl ich an dieser Stelle nicht mal Vorfahrt gehabt hätte. Ich denke an die in Würzburg neugebauten Kreisverkehre. Dort führen die Radwege unmittelbar neben den Autos entlang, im weißen Liniengewirr für Autofahrer kaum wahrnehmbar. Will ein Autofahrer regelgemäß Vorfahrt achten, dann blockiert er den Kreisverkehr. Dahingegen in den Niederlanden: Deutlich abgesetzte Radspur, versetzt vom Kreisverkehr weg, so dass ein bis zwei Autos Platz haben Radfahrer durchzulassen ohne den Rest vom Kreisverkehr zu blockieren. Mit einem Grinsen fahre ich zum nächsten Kreisverkehr. Der Geradeausradverkehr wird komplett am Kreisverkehr vorbeigeleitet. Es könnte alles so einfach sein. Dann die nächste Überraschung: Was ich bisher als Radweg bezeichnet habe, war auch für Mopeds (blaues Schild mit Rad und Moped). Nun gab es einen puren Radweg und es gab eine beschilderte Furt, mit der ich auf die Straße geführt wurde. Nach der Ortschaft wieder auf den Radweg. Die bauliche Trennung ist ideal, sie fördert nicht nur das Sicherheitsgefühl, ein Diplomatenauto oder sonst wer könnte nicht mal den Radweg zu parken, wenn er wollte, zumindest nicht ohne seinen Wagen zu ruinieren.
ich würde euch gerne von meiner Reise berichten. Dabei möchte ich den Fokus v.a. auf die Radinfrastruktur legen. Zuerst etwas zu meiner Situation:
Ich bin Student, habe mein Examen geschrieben und kann nun während ich auf die Ergebnisse warte über viel Freizeit verfügen. Für die Reise benutze ich mein Bulls Green Mover E45 Bj. 2013 (GO SwissDrive) mit Evo-Display und einem Extender-Akku.
Leider erlebe ich mit dem S-Pedelec in Deutschland viel Unschönes, wobei dieser Ausdruck für manche der begangenen Straftaten viel zu harmlos und euphemistisch ist. Ich finde es sehr schade, dass eine weitere Diskussion in diesem Forum nicht erwünscht wird, obwohl diese Straftaten die für mich drängendste Problematik darstellen. Der Grundkonflikt läuft immer gleich ab, Autofahrer stören sich daran, dass ich gesetzeskonform innerorts den Radweg mit meinem S-Pedelec nicht benutze und lassen sich dann diverse Gemeinheiten bis Gefährlichkeiten einfallen. Zwei Fälle sind bereits vor Gericht, drei weitere werden nach der Reise ebenfalls vor Gericht gebracht und unzählige weitere wurden wegen schwieriger Beweislage von der Staatsanwaltschaft eingestellt und auch von mir nicht mehr weiter verfolgt. Ich möchte aber nicht über die Probleme jammern, sondern ich möchte Lösungen finden.
Das S-Pedelec ist für mich das beste innerstädtische Verkehrsmittel. Umweltfreundlich, platzsparend, leise, schnell und spaßig zu fahren. Wenn ich von Deutschland rede, meine ich hauptsächlich meine Heimatregion Würzburg, sicherlich gibt es da auch in Deutschland viele Unterschiede. Würzburg schneidet bei Radklimatests katastrophal ab. Auch mit dem normalen Rad benutze ich viele Radwege nicht, da diese nicht sicher benutzbar sind. Immerhin gibt es inzwischen einen Radverkehrsbeauftragten und es tut sich etwas. Leider beschränkt sich das meist darauf, dass Angebotsstreifen auf die Straße gepinselt werden, die aber wenig Probleme lösen und neue schaffen. In viele Fällen ist die Straße eh so eng, dass die Autos permanent auf dem Angebotsstreifen fahren. Der Überholabstand sinkt. Wenn zumindest symbolisch eine zweite gestrichelte Linie einige cm Platz zu parkenden Autos lässt, so parken die Autos nicht mehr komplett auf dem Parkplatz, sondern nehmen diese gestrichelte Linie als Orientierung. Damit markieren auch die neuen Streifen ziemlich genau den Sicherheitsabstand, den man zu parkenden Autos halten sollte, sprich man fährt sicherer links neben dem Angebotsstreifen. Auf den engeren Straßen sind die neuen Streifen nicht mal breit genug das Fahrradpiktogramm aufzunehmen, das ragt seitlich über den Streifen hinaus. Kanaldeckel nehmen mehr als die Hälfte des Platzes weg und wenn Schnee geräumt wird, dann bleibt gar nichts mehr von dem Streifen übrig. Auch als Radfahrer sollte man Abstand zu Fußgängern bzw. Gehweg halten, ziemlich genau so viel, wie diese engen Streifen breit sind.
Zusammengefasst: Leute, die die entsprechenden Abstandsvorschriften kennen, können fast nirgends die neuen Angebotsstreifen benutzen, wenn sie sich an die Abstände halten wollen. Dann zieht man den Unmut der Autofahrer auf sich. Oder man kennt die Vorschriften nicht oder ignoriert sie, damit bringt man aber sich und andere in Gefahr. Ich kenne zu viele Leute, die Bekanntschaft mit sich öffnenden Türen gemacht haben oder über Bordsteine gestürzt sind.
Wie kann man Radinfrastruktur also besser gestalten? Dabei verstehe ich unter besser: Keine Toten und Verletzten mehr (Vision Zero) oder zumindest deutlich weniger, mehr Menschen, die das Rad benutzen und nicht nur objektiv mehr Sicherheit, sondern auch subjektiv wahrgenommen. Die Online-Suche führt einen da schnell ins Nachbarland Niederlande. Aber grau ist alle Theorie, deswegen wollte ich die vielen Vorteile einer niederländischen Radverkehrsplanung auch praktisch erfahren.
Zur Navigation benutze ich Naviki. Ich habe keine Lust groß etwas zu planen, sobald ich ein Ziel habe, stelle ich das in Naviki ein und lasse mich führen. Im Gegensatz zu Google Maps führt Naviki recht zuverlässig über bekannte offizielle Radstrecken.
Mit Zug und Rad nach Bonn-Beuel. Von dort per Rad zur Ferienwohnung nach Gemünd. In Bonn wurde mir noch deutlicher bewusst, wie dringend notwendig es ist mehr Autofahrten durch Fahrradfahrten zu ersetzen. Schon in Würzburg wird es zunehmender enger, aber der viel befürchtete Verkehrsinfarkt scheint in Bonn schon eingetreten. Ein Diplomatenauto versperrt komplette den Radweg. Auch andere Autos parken bis in die Kreuzung hinein, was besonders bei rechts vor links kritisch ist. Die Freude dem Großstadtverkehr entflohen zu sein hielt nur kurz, dort scheinen die offiziellen Radwege nicht im Dienste der Fortbewegung zu stehen. Trotz nur ab und an leichten Nieselregens war es eine Matschpiste, die zusätzlich voller gefährlicher Löcher und Pfützen war. Für eine sportliche MTB-Tour genau das richtige, für eine Radreise Tortur. Rad und Taschen völlig verdreckt.
Später in der Eifel überraschten dann plötzlich gesperrte Radwege ohne Möglichkeit an der Absperrung vorbeizukommen, so dass man einige hundert Meter zurück auf die Straße musste. Umleitung nicht ausgeschildert. Baustelle, 30 km/h. Ich fahre exakt 30, aber der LKW hinter mir will trotz nicht vorhandenem Platz und roter Ampel vorne überholen. Stress pur. Nach Ende der Baustelle (Naviki hatte mich da nicht langelotst, sondern das war meine Route, um die gesperrten Strecken zu umfahren) dreispurig, bergauf, 70 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich muss auf die linke Abbiegespur. Glücklicherweise wird die Ampel hinter mir rot.
In Gemünd hinterlässt der Radweg einen gemischten Eindruck. Zwar gefällt mir die gebogene Strichelung an jeder Ausfahrt, die zum einen Radfahrern signalisiert, dass dort Autos kommen können, zum anderen den Autofahrern signalisiert, dass sie bevor sie ganz an die Straße fahren, dort halten und nach Radfahrern schauen sollten. Aber die zahlreichen Absenkungen des Radwegs bei den Ausfahrten sind sehr steil und mit mehr als 25 km/h nicht angenehm befahrbar.
Nach ein paar Wandertagen in Gemünd ging es gestern per Rad über Monschau nach Maastricht. In Monschau erneut gesperrte Straße ohne Umleitung für Radfahrer. Nach Monschau ein wirklich schönes Stück Radweg, fernab von Autostraßen und meistens mit Vorfahrt für die Radroute. Bis nach Aachen entlang einer großen Straße auf gut ausgebautem Radweg. Die Unebenheiten der Baustellenausfahrten werden den Radfahrern extra angekündigt.
In Aachen dann noch um mir den Abschied von Deutschland zu erleichtern eine Autofahrerin, die sich per Hupen über mein Straßendasein beschwert. Ist mir unverständlich, es gab zwei Spuren, sie konnte problemlos auf der freien linken Spur überholen. An der nächsten Ampel haben wir uns dann auch wiedergesehen und ich habe ihr die Rechtslage entgegengebrüllt.
Kurz nach der Grenze die erste Enttäuschung, hier auch nur ein Radstreifen, der zu nah an den parkenden Autos entlangführt. Die prinzipiell begrüßenswerte bauliche Trennung des Gegenverkehrs führt dazu, dass ich neben dem Radstreifen fahrend kein Überholen mehr möglich machen würde. Mit mulmigen Gefühl fahre ich auf dem Radstreifen, achte akribisch auf die geparkten Autos und rede mir ein, dass dank der niederländischen Aussteigepraxis (mit der rechten Hand zum Türgriff) nicht so viel Gefahr droht. Glücklicherweise war das lediglich ein Ort, der Rest der Strücke führte über separierte Radwege. Es ist eine Sache die theoretischen Vorteile zu kennen und eine andere, sie wortwörtlich zu erfahren. Trotz diverser Ausfahrten angenehme Absenkung, die Packtaschen springen nicht wie in Gemünden auf und ab, alles bleibt ruhig. Der erste Kreisverkehr. Die Autos stauen sich. Würzburger Fahrweise erwartend, stelle ich mich darauf ein, dass die Autos Stoßstange an Stoßstange fahren, damit auch ja niemand durchpasst. Doch überraschenderweise: Ich werde von beiden Autos in der jeweiligen Fahrtrichtung durchgewunken, obwohl ich an dieser Stelle nicht mal Vorfahrt gehabt hätte. Ich denke an die in Würzburg neugebauten Kreisverkehre. Dort führen die Radwege unmittelbar neben den Autos entlang, im weißen Liniengewirr für Autofahrer kaum wahrnehmbar. Will ein Autofahrer regelgemäß Vorfahrt achten, dann blockiert er den Kreisverkehr. Dahingegen in den Niederlanden: Deutlich abgesetzte Radspur, versetzt vom Kreisverkehr weg, so dass ein bis zwei Autos Platz haben Radfahrer durchzulassen ohne den Rest vom Kreisverkehr zu blockieren. Mit einem Grinsen fahre ich zum nächsten Kreisverkehr. Der Geradeausradverkehr wird komplett am Kreisverkehr vorbeigeleitet. Es könnte alles so einfach sein. Dann die nächste Überraschung: Was ich bisher als Radweg bezeichnet habe, war auch für Mopeds (blaues Schild mit Rad und Moped). Nun gab es einen puren Radweg und es gab eine beschilderte Furt, mit der ich auf die Straße geführt wurde. Nach der Ortschaft wieder auf den Radweg. Die bauliche Trennung ist ideal, sie fördert nicht nur das Sicherheitsgefühl, ein Diplomatenauto oder sonst wer könnte nicht mal den Radweg zu parken, wenn er wollte, zumindest nicht ohne seinen Wagen zu ruinieren.
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