In der Theorie würde ich Dir Recht geben, aber auf den konkreten Fall gemünzt sehe ich den Autofahrer schon als anderes Kaliber an Aggressor an. Man darf nicht vergessen, dass er sich wirklich extrem rücksichtslos verhalten hat und der Radfahrer Todesängste ausgestanden haben muss. In so einer Situation verhält man sich nicht wie sonst und auch ein total friedfertiger Mensch kann da mal ausrasten.
Da spielt auch viel Adrenalin mit rein.
Als ich meinem Papa mal geholfen hatte, Holz von unserer Ranch abzuholen, bin ich mit dem Auto und einem voll beladenen Anhänger auf die Straße gefahren. Was ich nicht bedacht hatte war a) das Gewicht des Hängers und b) die Tatsache, dass auf der Straße Motorradfahrer recht... sportlich unterwegs sind. Dazu kam noch eine schwer einsehbare Kurve.
Es kam, wie es kommen musste: Ich bin also rausgefahren, und nicht so schnell weggekommen wie gewohnt. Normalerweise transportiere ich nicht so viel. Eine Gruppe an Motorradfahrern ist die Straße (sicher auch zu schnell, das ist aber egal erstmal) entlanggebraust und kam für mich (und sie) urplötzlich aus der schwer einsehbaren Kurve. Ich habe weiter Gas gegeben, damit ich nicht alles zu mache, und die Motorradfahrer mussten ordentlich in die Eisen gehen und fuhren stellenweise links und rechts an meinem Gespann vorbei.
Ihr könnt euch vorstellen, wie ausfällig und beleidigend es dann zwischen a) meinem Papa und b) den Motorradfahrern zuging. Ich in der Mitte auf der Straße, als Trennung zwischen den Streithähnen.
Dabei wollte hier niemand jemanden etwas Böses. Ich habe den Fehler gemacht und die Behäbigkeit meines Gespannes falsch eingeschätzt sowie nicht eine Person am Scheitel der Kurve positioniert, um besseren Einblick zu gewinnen. Die Motorradfahrer waren vermutlich auch nicht mit den vorgeschriebenen 70 Sachen unterwegs, sondern deutlich schneller. Aber alles egal - wenn du dann in so einer Situation drin bist hast du das Adrenalin.
Bei dem Beispiel oben ging's wohl auf beiden Seiten gut zu...
LG,
Nico