habe mal in den letzten Wochen so etwas mitgerechnet. Der Anteil der Fertig -Pedelec-Käufer verdrängt so nach und nach die Selbstaufbauer. Sind diese jetzt am "Aussterben", .....
Moin moin,
"draußen", nicht hier im Forum, gab es nach meinen Beobachtungen schon immer mehr Käufer von Fertigpedelecs als Selbstaufbauer.
Besonders auch durch den aktuellen Corona befeuerten Pedelec-Boom, -Urlaubsreisen fielen aus und es war deshalb überzähliges Kapital in vielen Familienkassen, hat sich das prozentuale Verhältnis noch weiter in Richtung Fertig-Pedelec-KäuferInnen verschoben.
Anders ist es in der Reiseradszene, in der ich seit Mitte der 1980er "zuhause" bin. Dort fährt kaum jemand ein Reiserad von der Stange. Fahrräder werden dort technisch sowohl an die FahrerInnen, als auch an die hauptsächlich zu befahrenen (Lang-)strecken angepasst. Dies geschieht durch individuelle Nachrüstungen und durch komplette Neuaufbau auf nackte Rahmen. Selbst diese kommen oft nicht von der Stange sondern von szenebekannten Schmieden wie z.B.
Norwid.
Die Gründe für die Selbst-Pedelectrisierung von Fahrrädern sind vielfältig...
-selbst gute Umbausätze sind vergleichsweise preiswert.
-warum ein gutes Qualitätsfahrrad, welches auch ergonomisch passt, ausmustern?
-freie Wahl eines (Maß-)Rahmen
-grundsätzliche Ablehnung von auf die Tretkurbel wirkende eMotoren*.
-ein pedelectrisiertes Fahrrad bleibt auch optisch ein Fahrrad.
-das mit einem eAssistenzantrieb ausgerüstete Pedelec soll sich wie ein Fahrrad anfühlen, Gewicht, unkastrierte Schaltung, sehr guter Bio-Leichtlauf, kein DMS usw.
-freie Auswahl von hochqualitativen (Fahrrad-)Komponenten wie Schaltungen, Kettenblätter, Beleuchtung usw.
-Fitnessbewußtsein: Die über die Tretkurbel eingebrachte Bio-Kraft soll einen sehr wesentlichen Beitrag zum Vortrieb leisten, dabei will die sportliche Fahrern oder der Fahrer eine direkte und nicht simulierte Rückkoppelung vom Antrieb spüren.
-Gesundheitliche Einschränkungen, welche nur PAS-Ansteuerungen, nicht aber DMS zulassen.
-Akku: Grundsätzliche Ablehnung von proprietären verdongelten Systemen, dagegen
Bestückung mit Akkuzellentypen, welche für den individuellen Bedarf passen, z.B. hochkapazitive Zellen vs. Hochstromzellen.
-Summe von individuellen Erfordernissen und Ansprüche, welche von keinem Fertigpedelec abgebildet werden (können).
So wie die ReiseradlerInnen nur eine kleine Teilmenge der Fahrradfahrenden insgesamt darstellen, so ist die Anzahl derjenigen, welche eine Selbstpedelectrisierung nicht bastelnd, sondern mit professionellem knowhow durchführen können eher klein.
Und deshalb kann auch nicht jeder das Privileg eines an den eigenen Bedarf optimal angepassten Pedelecs genießen.
Es ist gut, daß Fertigpedelecs immer perfekter werden und immer mehr nachgefragt werden. Viele Menschen, welche ihr Leben lang jeden kleinen Ausflug mit dem Pkw absolvierten verzichten nun in Teilbereichen auf den Pkw.
Das ist gut fürs Klima, die Natur insgesamt und für die Lebensqualität in den Ballungsgebieten.
Und es ist nicht zuletzt gut für den Handel, welcher nun endlich eine Cashcow hat.
Ja, prozentual wird die Selbstpedelectrisierungs-Szene kleiner werden. Und nein, aussterben wird sie sicher nicht!
Gruß aus Münster,
HeinzH.
*Es ist bezeichnend wenn
@didi28 schreibt, Teilzitat:
"....wie uns vor allem unsere Nabenmotoren aus den Händen gerissen werden. Für uns ist es jedenfalls super, dass zwischenzeitlich fast alle Fertig-Pedelecs mit Mittelmotoren ausgestattet sind. Also auch hier gibt es kein Verdrängen, sondern ein Ergänzen."