H
Helge
Themenstarter
- Dabei seit
- 05.06.2011
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- 45
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Eine kurze Vorstellung: meine Frau und ich haben vor ca. 35 Jahren unsere Autos abgeschafft, seitdem sind Fahrräder unsere wichtigsten Transportmittel im Alltag, auch die meisten unserer Urlaube haben wir auf Fahrrädern verbracht. Seit Mitte der Achtziger Jahre fahren wir auch Liegeräder, ich auch eins mit Vollverkleidung. Obwohl wir inzwischen in die Jahre gekommen sind, fühlen wir uns sportlich noch sehr fit - wahrscheinlich auch dank der vielen Radkilomter. Seit Anfang April und inzwischen 1800 km haben wir nun Simplon Silk Carbon E2 Pedelecs. Anwendungsschwerpunkte sind sportliche Radtouren auch in hügeligem Terrain (Schwarzwald, Pfälzerwald, Kraichgau) und Radreisen. Antriebsunterstützung wünschen wir uns an heftigen oder langen Steigungen und in der Ebene bei stärkerem Gegenwind, um bei Tagestouren und Radreisen bessere Durchschnittsgeschwindigkeiten und damit Tagesreichweiten zu erzielen. Wir wollen aber auch weiterhin bei lockeren Kurztouren oder in der Ebene ohne Unterstützung fahren. Gefragt waren also sportliche, auch reisetaugliche Tourenräder mit möglichst geringem Gewicht (Mitnahme in der Bahn, gute Fahreigenschaften auch ohne Antrieb) und ordentlicher Reichweite, denen man das Pedelec beim Fahren kaum anmerkt, wenn der Antrieb nicht benötigt wird oder der Akku mal leer ist. Mountainbikes sollten sie nicht ersetzen, d. h. die Überwindung von Steilstrecken oder Single Trails gehörten nicht zum "Pflichtenheft".
Zunächst zum Rad selbst
. Der Carbonrahmen ist ein echter "Hingucker", ein ästhetisches Schaustück; die Fertigungsqualität entspricht dem Preisniveau. Auch an kleinen Details wurde nicht gespart, so sind die Züge von Jagwire, Berührungspunkte mit dem Rahmenlack sind mit weichen Gummitüllen ummantelt. Züge und Lichtkabel sind im Rahmen verlegt. Das Rad wiegt fahrfertig, d. h. mit XTR-Pedale, SQlab 610, Werkzeugset (einschl. 17er Schlüssel für die HR-Achsmuttern) und Ersatzschlauch, kompletter StVZO-Ausstattung, Flaschenhalter 21,2 kg (gewogen). Mit ausgeschaltetem Antrieb merkt man zwar das Mehrgewicht beim Beschleunigen, danach fährt es sich wie ein leicht laufendes sportliches Treckingrad. Im Antrieb spürt man beim Antreten etwas "Nachgiebigkeit", die zum runden Tritt erzieht, an die man sich nach kurzer Zeit gewöhnt und kaum noch warhnimmt. Ursache ist wohl der Elastomer-Drehmomentsensor im Motor. Lenkgeometrie und Radstand lassen durchaus auch agiles Durchfahren schmaler kurviger Wege mit Spass zu. Die Hecklastigkeit macht sich nur beim Tragen bemerkbar, zu unserer Überraschung aber kaum beim Fahren. Wir haben das bisher mit leichtem Tourengepäck (12 bis 15 kg) bergab mit ca 60 km/h getestet; das Rad fährt stabil geradeaus - keinerlei Flatterneigung. Der Carbonrahmen ist also (wie erhofft) sehr verwindungssteif, das gilt auch für den Damenrahmen. In engen Kurven ist mit Gepäck wegen des gering belasteten Vorderrades "Fingerspitzengefühl" angebracht. Für ein ungefedertes Rad fährt es sich - auch mit eher aufrechter Sitzposition (60 bis 70 Grad) und 5 bar Reifendruck - komfortabel. Eine Federgabel vermissen wir beim Überfahren abgesenkter Bordsteine auf Radwegen oder auf sehr holperigen Waldwegen. Vibrationen auf rauen Fahrbahnen (z. B. geschotterte Waldwege) werden durch Reifen, Rahmen und Sattel gut gedämpft. Nach inzwischen mehreren Touren von jeweils über 100 km können wir sagen, dass dies unsere bisher komfortabelsten (ungefederten) "Normal"räder sind (wir fahren auch viel Liegerad). Sättel und Griffe haben wir allerdings ausgetauscht (SQlab 610 Active bzw. Ergon GS1). Keine Sitzbeschwerden und keinerlei Verspannungen im Nacken - das kannten wir bisher bei langen Touren nur von Liegerädern.
Nun zum Antrieb
: das Antriebssystem (Nabenmotor aus der Schweiz, Akku mit Controller, Display aus Deutschland) ist eine Neuentwicklung, die von der Firma Benchmark Drives an die Radherstellter Simplon ("E-Lion"), Bulls ("Greenmover") Cube und andere vertrieben wird, jeweils mit individualisierten Ausführungen bei Akku, Controller, SW und Bedienung. Die zur Steuerung der Unterstützung nötigen Sensoren (Drehmoment und Geschwindigkeit) sind im Motor eingebaut, bei Aus-/einbau des Hinterrads ist also diesbezüglich nichts zu beachten, lediglich die Drehmomentstütze muss beim Einbau wieder korrekt positioniert und verschraubt werden. Bei Simplon sitzt der ca. 2,8 kg schwere Akku in Einschubschienen im Gepäckträger und lässt sich nach Öffnen des Schlosses und Entriegeln leicht entnehmen. Lt. Typenschild ist die Kapazität 9 Ah bei 36V, also 325 Wh.Die Zellchemie basiert auf LiMnCo. Das einzige Kabel zwischen Akkubox und Motor ist fast unsichtbar und gut geschützt in einer U-Strebe des Gepäckträgers verlegt, der Stecker verbindet sich magnetisch mit dem Akku und entspricht offenbar dem neuen Energy-Bus Standard. Am Gepäckträger lassen sich uneingeschränkt Top- und Seitentaschen anbauen. Die Kommunikation zwischen Controller (in der Akkubox), Display und Speedsensor (am Hinterrad) erfolgt per ANT+ Funk. Der Speedsensor am Hinterrad dient übrigens nur zur Geschwindigkeitsanzeige, die Messwerte haben keinen Einfluss auf den Antrieb. Die Motordrehzahl wird durch einen Sensor im Motor selbst gemessen und im Controller zur Motorsteuerung verarbeitet. Somit bleibt die Geschwindigkeitsanzeige auch erhalten, wenn man ein normales Hinterrad (ohne Motor) einsetzt.
Bedienung
: es gibt die Antriebsmodi OFF - ECO - NORMAL - POWER und RÜCKGEWINNUNG. Umgeschaltet wird mit zwei Drucktastern (aufwärts und abwärts) direkt nebem dem rechten Lenkergriff, eine dritte Taste dazwischen ist mit einem Fühlpunkt versehen und dient der Umschaltung der (mittleren) Tachoanzeige und anderen seltener gebrauchten Funktionen. Das ist eine sehr ergonomische Lösung, die nach einiger Übung auch "blinde" Bedienung zulässt, ohne die Hand vom Lenkergriff zu nehmen. Anzeige des jeweils eingestellten Modus auf der untersten Zeile des Displays. Darüber die (wählbare) Anzeige unterschiedlicher Tachofunktionen, darüber die 10-Segment-Anzeige des Ladezustandes und schliesslich oben die permanente Geschwindigkeitsanzeige. Wir finden, das ist eine sehr praxisgerechte Beschränkung auf das (für uns) Wesentliche. Dadurch bleibt die Anzeige übersichtlich und sehr gut ablesbar. Auch meine technikaverse Frau kam mit der Bedienung des Antriebs sehr schnell klar.
Fahreigenschaften mit Antrieb
: dies sind unsere ersten Pedelecs, deshalb können wir nicht vergleichen (allenfalls mit den kurzen Eindrücken einiger Probefahrten anderer Pedelecs). Wir können aber gegen unsere (hohen) Erwartungen messen und die, das sei vorausgeschickt, werden sogar eher übertroffen. Die Unterstützung im ECO Modus macht sich "nur" als angenehme Entlastung der eigenen Tretkraft bemerkbar, soll heissen sie harmoniert wunderbar mit dem "Muskelmotor" und agiert völlig geräuschlos. Die vom Controller bei ECO zudosierte Motorleistung genügt um in der Ebene gegen deutlichen Gegenwind (das ist in unserer Gegend Windstärke 3 bis 4, in Böen 5 bis 6) mit 23 bis 25 km/h anzuradeln und das auch über längere Strecken. Auch für einige Steigungsprozente reicht das aus. Damit sollte auf vielen unserer typischen Touren jeweils der grössere Streckenanteil in diesem stromsparenden Modus zu fahren sein. Man radelt dabei immer noch sportlich aber unangestrengt. Kommt man auf über 25 km/h, wird der Motor nicht abrupt aber deutlich spürbar abgeregelt. Gefühlt ist man ab 27 km/h auf sich allein gestellt. Eine Motorbremswirkung oberhalb 27 km/h konnte ich nicht feststellen, die Umschaltung von ECO auf Off oder umgekehrt ist dabei nicht fühlbar. Der Zuwachs an Schub von ECO zu NORMAL ist erheblich. An längeren Steigungen, die ich sonst mit vielleicht 10 km/h hochfahre, reicht das für zügige 22 bis 25km/h ohne sich zu verausgaben. Der weitere Leistungsanstieg im Modus POWER ist dann nicht mehr so deutlich aber auf steilen Anstiegen sehr willkommen. Wir haben bisher einige Touren im Kraichgau gemacht, wo es viele nicht sehr lange aber "giftige" Anstiege vor allem auf den Wirtschaftswegen in Weinbergen gibt. An einigen dieser Anstiege hat zumindest meine Frau früher (mit vergleichbarem Trekkingrad) geschoben, ich manchmal auch. Mit dem E-Lion Antrieb waren die alle dank der 35 Nm des Motors mit ca 12 bis 15 km/h zu bewältigen, also (wahrscheinlich) in einem Drehzalbereich des Direktantriebs mit noch gutem Wirkungsgrad. Und damit komme ich zu den von uns erzielten Reichweiten. Wie schon angedeutet, bemühen wir uns, die Motorunterstützung möglichst erst oberhalb von 10 bis 12 km/h einzuschalten (obwohl der Motor in NORMAL und POWER schon aus niedrigen Drehzahlen heraus sehr kräftig anschiebt), um nicht bei zu niedrigen Drehzahlen und dort vermutlich schlechterem Wirkungsgrad wertvollen Strom zu "verheizen". Das ist auch bei der 27-Gang Schaltung überhaupt kein Problem und harmoniert mit unserer eher sportlichen Fahrweise. D. h. im städtischen Stop-and-Go Verkehr jeweils Anfahren im OFF Modus, auch ebene Trödelpassagen durch schöne Landschaften natürlich bei OFF. Mit dieser Randbedingung haben wir bisher bei 6 längeren Touren jeweils deutlich über 100 km, in einem Fall 140 km geschafft. Dabei auch zwei Touren im hügeligen Kraichgau, der hügelige Teil ca. 40 % der Gesamtstrecke, etwa 700 aufkumulierte Höhenmeter, alle Gefällstrecken im Rückgewinnungsmodus. Letzterer zeigt bergab allerdings keine sehr deutliche (Motor-)Bremswirkung. Die Rückgewinnung ist (lt. Auskunft von Simplon) auf ca. 3A entsprechend 120W begrenzt. Eine mehrmals gefahrene Testrunde ist 55 km lang, 75 % mehr oder minder eben, bei den (3) Tests jeweils deutlicher Wind, 25 % hügelig davon 2 längere Anstiege von 3 km und 2,5 km; in den ebenen Passagen und bei kleinen Steigungen durchweg ECO Modus, an den beiden langen Anstiegen NORMAL mit 22 bis 25 km/h, an Abfahrten und teils in der Ebene auch mal schneller als 25 km/h, Abfahrten mit Rückgewinnung. Durchschnittsgeschwindigkeit 23 km/h (mit meinem vorherigen leichten Treckingrad bei durchweg aerober Fahrleistung typ. 18er Schnitt mit mehr Anstrengung). Bei allen 3 Testrunden haben wir jeweils etwa die Hälfte der Akkukapazität verbraucht. Dann noch einige Touren im Südschwarzwald. Z. B. eine Runde von Badenweiler (Hotelstandort in 380 m Höhe) über Kreuzweg (1078 m), Kälbelescheuer, Münstertal, Grunern, Ballrechten-Dottingen, Laufen, St. Illgen, Güttigheim, Britzingen zurück nach Badenweilen: 47 km, 1340 Höhenmeter (aufkumulierte Anstiege), alle Anstiege im NORMAL-Modus, zwei mal POWER, Abfahrten mit Rückgewinnung, Verbrauch 90% der Akkukapazität. Auch an langen, im NORMAL Mode mit ca. 20 bis 24 km/h bewältigten Anstiegen wird der Motor von aussen gefühlt kaum warm, was auf sehr guten Wirkungsgrad schliessen lässt. Die von Simplon versprochenen 100 km Reichweite im ECO Modus sind also bei sportlichem Eigeneinsatz sicher erreichbar und sogar zu übertreffen.
Zuverlässigkeit und Service
: ich vermute mal, dass wir mit zu den ersten Kunden gehörten, an die E-Lion Räder in Deutschland ausgeliefert wurden. Der Antrieb selbst macht auf mich, wie oben beschrieben, einen sehr ausgereiften Eindruck. Allerdings hat beim Rad meiner Frau die Kommunikation zwischen Display, Controller und Speedsensor in den ersten Wochen deutlich "gezickt", mit Fehlermeldungen und Auswirkungen auf den Antrieb. Auch bei meinem Rad gab es solche Fehler, wenn auch seltener. Dabei zeigte sich, dass die Controller-SW offenbar Fehlererkennungs- und Korrekturroutinen hat. Die Fehlerzustände haben sich nämlich jeweils nach 15 sek bis max. 2 min selbsttätig korrigiert, wir hatten keinen Totalausfall. Das lässt auf sehr professionelles SW-Design schliessen. Der Servicemanager von Simplon zeigte sich sehr engagiert, kompetent und freundlich, hat sehr schnell reagiert und die als Ursache in Frage kommenden Komponenten bei unseren Rädern (über unseren lokalen Händler) ausgetauscht. Inzwischen haben wir auch eine neue Version der Motor-SW. Nach unserem Eindruck nimmt Simplon das Thema Kundenzufriedenheit sehr ernst. Auch unser lokaler Händler war sehr hilfreich. Ein Pedelec ist doch technisch anspruchsvoller und man kann nur empfehlen, hier nicht auf die letzten paar Euro zu schauen sondern sich zum Kauf einem kompetenten Händler in Wohnortnähe anzuvertrauen. Die Räder laufen nun seit einigen hundert km störungsfrei. Einige anfängliche Qualitätsprobleme im Akku/Controller sind jetzt offenbar behoben.
Insgesamt sind wir mit unserer (ohne Probefahrt getroffenen) Entscheidung für das Silk Carbon E2 absolut zufrieden. Es vermittelt auch mit E-Unterstützung das Gefühl, sportlich Rad zu fahren, nur kommt man weiter mit höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten. Abgesehen davon, dass man sich beim Blick auf den Tacho über die "Leichtigkeit des Seins" auf diesem Fahrrad wundert, könnte man den Antrieb glatt vergessen, so natürlich fühlt sich das an. Genau das, was wir suchten.
Helge
Zunächst zum Rad selbst
. Der Carbonrahmen ist ein echter "Hingucker", ein ästhetisches Schaustück; die Fertigungsqualität entspricht dem Preisniveau. Auch an kleinen Details wurde nicht gespart, so sind die Züge von Jagwire, Berührungspunkte mit dem Rahmenlack sind mit weichen Gummitüllen ummantelt. Züge und Lichtkabel sind im Rahmen verlegt. Das Rad wiegt fahrfertig, d. h. mit XTR-Pedale, SQlab 610, Werkzeugset (einschl. 17er Schlüssel für die HR-Achsmuttern) und Ersatzschlauch, kompletter StVZO-Ausstattung, Flaschenhalter 21,2 kg (gewogen). Mit ausgeschaltetem Antrieb merkt man zwar das Mehrgewicht beim Beschleunigen, danach fährt es sich wie ein leicht laufendes sportliches Treckingrad. Im Antrieb spürt man beim Antreten etwas "Nachgiebigkeit", die zum runden Tritt erzieht, an die man sich nach kurzer Zeit gewöhnt und kaum noch warhnimmt. Ursache ist wohl der Elastomer-Drehmomentsensor im Motor. Lenkgeometrie und Radstand lassen durchaus auch agiles Durchfahren schmaler kurviger Wege mit Spass zu. Die Hecklastigkeit macht sich nur beim Tragen bemerkbar, zu unserer Überraschung aber kaum beim Fahren. Wir haben das bisher mit leichtem Tourengepäck (12 bis 15 kg) bergab mit ca 60 km/h getestet; das Rad fährt stabil geradeaus - keinerlei Flatterneigung. Der Carbonrahmen ist also (wie erhofft) sehr verwindungssteif, das gilt auch für den Damenrahmen. In engen Kurven ist mit Gepäck wegen des gering belasteten Vorderrades "Fingerspitzengefühl" angebracht. Für ein ungefedertes Rad fährt es sich - auch mit eher aufrechter Sitzposition (60 bis 70 Grad) und 5 bar Reifendruck - komfortabel. Eine Federgabel vermissen wir beim Überfahren abgesenkter Bordsteine auf Radwegen oder auf sehr holperigen Waldwegen. Vibrationen auf rauen Fahrbahnen (z. B. geschotterte Waldwege) werden durch Reifen, Rahmen und Sattel gut gedämpft. Nach inzwischen mehreren Touren von jeweils über 100 km können wir sagen, dass dies unsere bisher komfortabelsten (ungefederten) "Normal"räder sind (wir fahren auch viel Liegerad). Sättel und Griffe haben wir allerdings ausgetauscht (SQlab 610 Active bzw. Ergon GS1). Keine Sitzbeschwerden und keinerlei Verspannungen im Nacken - das kannten wir bisher bei langen Touren nur von Liegerädern.
Nun zum Antrieb
: das Antriebssystem (Nabenmotor aus der Schweiz, Akku mit Controller, Display aus Deutschland) ist eine Neuentwicklung, die von der Firma Benchmark Drives an die Radherstellter Simplon ("E-Lion"), Bulls ("Greenmover") Cube und andere vertrieben wird, jeweils mit individualisierten Ausführungen bei Akku, Controller, SW und Bedienung. Die zur Steuerung der Unterstützung nötigen Sensoren (Drehmoment und Geschwindigkeit) sind im Motor eingebaut, bei Aus-/einbau des Hinterrads ist also diesbezüglich nichts zu beachten, lediglich die Drehmomentstütze muss beim Einbau wieder korrekt positioniert und verschraubt werden. Bei Simplon sitzt der ca. 2,8 kg schwere Akku in Einschubschienen im Gepäckträger und lässt sich nach Öffnen des Schlosses und Entriegeln leicht entnehmen. Lt. Typenschild ist die Kapazität 9 Ah bei 36V, also 325 Wh.Die Zellchemie basiert auf LiMnCo. Das einzige Kabel zwischen Akkubox und Motor ist fast unsichtbar und gut geschützt in einer U-Strebe des Gepäckträgers verlegt, der Stecker verbindet sich magnetisch mit dem Akku und entspricht offenbar dem neuen Energy-Bus Standard. Am Gepäckträger lassen sich uneingeschränkt Top- und Seitentaschen anbauen. Die Kommunikation zwischen Controller (in der Akkubox), Display und Speedsensor (am Hinterrad) erfolgt per ANT+ Funk. Der Speedsensor am Hinterrad dient übrigens nur zur Geschwindigkeitsanzeige, die Messwerte haben keinen Einfluss auf den Antrieb. Die Motordrehzahl wird durch einen Sensor im Motor selbst gemessen und im Controller zur Motorsteuerung verarbeitet. Somit bleibt die Geschwindigkeitsanzeige auch erhalten, wenn man ein normales Hinterrad (ohne Motor) einsetzt.
Bedienung
: es gibt die Antriebsmodi OFF - ECO - NORMAL - POWER und RÜCKGEWINNUNG. Umgeschaltet wird mit zwei Drucktastern (aufwärts und abwärts) direkt nebem dem rechten Lenkergriff, eine dritte Taste dazwischen ist mit einem Fühlpunkt versehen und dient der Umschaltung der (mittleren) Tachoanzeige und anderen seltener gebrauchten Funktionen. Das ist eine sehr ergonomische Lösung, die nach einiger Übung auch "blinde" Bedienung zulässt, ohne die Hand vom Lenkergriff zu nehmen. Anzeige des jeweils eingestellten Modus auf der untersten Zeile des Displays. Darüber die (wählbare) Anzeige unterschiedlicher Tachofunktionen, darüber die 10-Segment-Anzeige des Ladezustandes und schliesslich oben die permanente Geschwindigkeitsanzeige. Wir finden, das ist eine sehr praxisgerechte Beschränkung auf das (für uns) Wesentliche. Dadurch bleibt die Anzeige übersichtlich und sehr gut ablesbar. Auch meine technikaverse Frau kam mit der Bedienung des Antriebs sehr schnell klar.
Fahreigenschaften mit Antrieb
: dies sind unsere ersten Pedelecs, deshalb können wir nicht vergleichen (allenfalls mit den kurzen Eindrücken einiger Probefahrten anderer Pedelecs). Wir können aber gegen unsere (hohen) Erwartungen messen und die, das sei vorausgeschickt, werden sogar eher übertroffen. Die Unterstützung im ECO Modus macht sich "nur" als angenehme Entlastung der eigenen Tretkraft bemerkbar, soll heissen sie harmoniert wunderbar mit dem "Muskelmotor" und agiert völlig geräuschlos. Die vom Controller bei ECO zudosierte Motorleistung genügt um in der Ebene gegen deutlichen Gegenwind (das ist in unserer Gegend Windstärke 3 bis 4, in Böen 5 bis 6) mit 23 bis 25 km/h anzuradeln und das auch über längere Strecken. Auch für einige Steigungsprozente reicht das aus. Damit sollte auf vielen unserer typischen Touren jeweils der grössere Streckenanteil in diesem stromsparenden Modus zu fahren sein. Man radelt dabei immer noch sportlich aber unangestrengt. Kommt man auf über 25 km/h, wird der Motor nicht abrupt aber deutlich spürbar abgeregelt. Gefühlt ist man ab 27 km/h auf sich allein gestellt. Eine Motorbremswirkung oberhalb 27 km/h konnte ich nicht feststellen, die Umschaltung von ECO auf Off oder umgekehrt ist dabei nicht fühlbar. Der Zuwachs an Schub von ECO zu NORMAL ist erheblich. An längeren Steigungen, die ich sonst mit vielleicht 10 km/h hochfahre, reicht das für zügige 22 bis 25km/h ohne sich zu verausgaben. Der weitere Leistungsanstieg im Modus POWER ist dann nicht mehr so deutlich aber auf steilen Anstiegen sehr willkommen. Wir haben bisher einige Touren im Kraichgau gemacht, wo es viele nicht sehr lange aber "giftige" Anstiege vor allem auf den Wirtschaftswegen in Weinbergen gibt. An einigen dieser Anstiege hat zumindest meine Frau früher (mit vergleichbarem Trekkingrad) geschoben, ich manchmal auch. Mit dem E-Lion Antrieb waren die alle dank der 35 Nm des Motors mit ca 12 bis 15 km/h zu bewältigen, also (wahrscheinlich) in einem Drehzalbereich des Direktantriebs mit noch gutem Wirkungsgrad. Und damit komme ich zu den von uns erzielten Reichweiten. Wie schon angedeutet, bemühen wir uns, die Motorunterstützung möglichst erst oberhalb von 10 bis 12 km/h einzuschalten (obwohl der Motor in NORMAL und POWER schon aus niedrigen Drehzahlen heraus sehr kräftig anschiebt), um nicht bei zu niedrigen Drehzahlen und dort vermutlich schlechterem Wirkungsgrad wertvollen Strom zu "verheizen". Das ist auch bei der 27-Gang Schaltung überhaupt kein Problem und harmoniert mit unserer eher sportlichen Fahrweise. D. h. im städtischen Stop-and-Go Verkehr jeweils Anfahren im OFF Modus, auch ebene Trödelpassagen durch schöne Landschaften natürlich bei OFF. Mit dieser Randbedingung haben wir bisher bei 6 längeren Touren jeweils deutlich über 100 km, in einem Fall 140 km geschafft. Dabei auch zwei Touren im hügeligen Kraichgau, der hügelige Teil ca. 40 % der Gesamtstrecke, etwa 700 aufkumulierte Höhenmeter, alle Gefällstrecken im Rückgewinnungsmodus. Letzterer zeigt bergab allerdings keine sehr deutliche (Motor-)Bremswirkung. Die Rückgewinnung ist (lt. Auskunft von Simplon) auf ca. 3A entsprechend 120W begrenzt. Eine mehrmals gefahrene Testrunde ist 55 km lang, 75 % mehr oder minder eben, bei den (3) Tests jeweils deutlicher Wind, 25 % hügelig davon 2 längere Anstiege von 3 km und 2,5 km; in den ebenen Passagen und bei kleinen Steigungen durchweg ECO Modus, an den beiden langen Anstiegen NORMAL mit 22 bis 25 km/h, an Abfahrten und teils in der Ebene auch mal schneller als 25 km/h, Abfahrten mit Rückgewinnung. Durchschnittsgeschwindigkeit 23 km/h (mit meinem vorherigen leichten Treckingrad bei durchweg aerober Fahrleistung typ. 18er Schnitt mit mehr Anstrengung). Bei allen 3 Testrunden haben wir jeweils etwa die Hälfte der Akkukapazität verbraucht. Dann noch einige Touren im Südschwarzwald. Z. B. eine Runde von Badenweiler (Hotelstandort in 380 m Höhe) über Kreuzweg (1078 m), Kälbelescheuer, Münstertal, Grunern, Ballrechten-Dottingen, Laufen, St. Illgen, Güttigheim, Britzingen zurück nach Badenweilen: 47 km, 1340 Höhenmeter (aufkumulierte Anstiege), alle Anstiege im NORMAL-Modus, zwei mal POWER, Abfahrten mit Rückgewinnung, Verbrauch 90% der Akkukapazität. Auch an langen, im NORMAL Mode mit ca. 20 bis 24 km/h bewältigten Anstiegen wird der Motor von aussen gefühlt kaum warm, was auf sehr guten Wirkungsgrad schliessen lässt. Die von Simplon versprochenen 100 km Reichweite im ECO Modus sind also bei sportlichem Eigeneinsatz sicher erreichbar und sogar zu übertreffen.
Zuverlässigkeit und Service
: ich vermute mal, dass wir mit zu den ersten Kunden gehörten, an die E-Lion Räder in Deutschland ausgeliefert wurden. Der Antrieb selbst macht auf mich, wie oben beschrieben, einen sehr ausgereiften Eindruck. Allerdings hat beim Rad meiner Frau die Kommunikation zwischen Display, Controller und Speedsensor in den ersten Wochen deutlich "gezickt", mit Fehlermeldungen und Auswirkungen auf den Antrieb. Auch bei meinem Rad gab es solche Fehler, wenn auch seltener. Dabei zeigte sich, dass die Controller-SW offenbar Fehlererkennungs- und Korrekturroutinen hat. Die Fehlerzustände haben sich nämlich jeweils nach 15 sek bis max. 2 min selbsttätig korrigiert, wir hatten keinen Totalausfall. Das lässt auf sehr professionelles SW-Design schliessen. Der Servicemanager von Simplon zeigte sich sehr engagiert, kompetent und freundlich, hat sehr schnell reagiert und die als Ursache in Frage kommenden Komponenten bei unseren Rädern (über unseren lokalen Händler) ausgetauscht. Inzwischen haben wir auch eine neue Version der Motor-SW. Nach unserem Eindruck nimmt Simplon das Thema Kundenzufriedenheit sehr ernst. Auch unser lokaler Händler war sehr hilfreich. Ein Pedelec ist doch technisch anspruchsvoller und man kann nur empfehlen, hier nicht auf die letzten paar Euro zu schauen sondern sich zum Kauf einem kompetenten Händler in Wohnortnähe anzuvertrauen. Die Räder laufen nun seit einigen hundert km störungsfrei. Einige anfängliche Qualitätsprobleme im Akku/Controller sind jetzt offenbar behoben.
Insgesamt sind wir mit unserer (ohne Probefahrt getroffenen) Entscheidung für das Silk Carbon E2 absolut zufrieden. Es vermittelt auch mit E-Unterstützung das Gefühl, sportlich Rad zu fahren, nur kommt man weiter mit höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten. Abgesehen davon, dass man sich beim Blick auf den Tacho über die "Leichtigkeit des Seins" auf diesem Fahrrad wundert, könnte man den Antrieb glatt vergessen, so natürlich fühlt sich das an. Genau das, was wir suchten.
Helge