Für mich dient es zum besseren Verständnis.
Warum nutzt ihr ein S-Ped?
Weil ich ein Fahrrad "mit Rückenwind" fahren will - ich fahr seit grob 35 Jahren die meisten meiner Alltagswege und besonders auch die zur Schule/Uni/Arbeit mit dem Fahrrad. Für Pedelecs habe ich mich immer interessiert, praktisch waren die aber nie brauchbar, denn ich bin es gewohnt, wenn die Tachonadel unter die 30 fällt nach einem Defekt bei Mensch oder Maschine zu suchen, denn irgendwas muss kaputt sein, wenn man so langsam ist.
Als ohne mein Zutun mein Arbeitsweg plötzlich von 15 auf 25km anwuchs hab ich immer noch versucht, das mit dem Rad zu fahren. Das ging schon, aber das bringen und holen der Kinder musste ich fast komplett meiner Frau überlassen und am Freitag abend war ich so platt, dass ich erstmal Erholung brauchte. Hab dann ein Auto gekauft und bin zum ersten Mal seit langem mit dem Auto in die Arbeit gefahren. Das hat mir jeden Tag über eine Stunde gespart, denn mit dem Auto gingen die 35km (ja, der Weg über die A99 war 10km länger) relativ zuverlässig in einer halben Stunde pro Weg. Mit der S-Bahn war ich nicht nur deutlich länger unterwegs als mit dem Rad - die 1h 20min mit der Bahn waren reine Theorie, denn selbst wenn man die Zeitverluste die durch den 20 bzw. 40 Minutentakt entstehen unter den Tisch fallen lässt hat man das Problem dass die in München *nie* halbwegs fahrplanmäßig fährt und das Umsteigen nie klappt - die vorherige S-Bahn kommt eine Minute zu spät: Fahrt dauert 20min länger. Und im Mittel alle 1-2 Wochen fällt einmal eine S-Bahn komplett aus. Ich habe nicht selten 2h pro Weg gebraucht, mitunter auch mal 3h.
Das Autofahren ging mir aber auf den Geist, auch 1h pro Tag waren verlorene Zeit, drum hab ich es dann gewagt und das S-Pedelec gekauft, Bin dann tatsächlich fast immer mit dem S-Ped gefahren. Das hat zwar etwas länger gedauert als mit dem Auto, war aber wenigstens keine verlorene Zeit.
Das mit dem S-Pedelec hat so gut funktioniert, dass ich das zweite Auto mittlerweile wieder verkauft habe und vor Corona meine 2x24km praktisch täglich mit dem S-Pedelec zurückgelegt habe. Ich bin dann nur noch bei schlechtem Wetter mit S- und U-Bahn gefahren, da das aber hier in München so unterirdisch schlecht funktioniert, habe ich mein Jahresabo mittlerweile auch wieder gekündigt. Gäbe es kein S-Pedelec würde ich mit dem Auto fahren. Denn weder mit dem Fahrrad noch mit dem Pedelec noch mit dem ÖPNV ist mein Arbeitsweg sinnvoll dauerhaft machbar.
Im Vergleich gäbe es ja tatsächlich die eRoller die auch 45Kmh fahren, mehr Reichweite haben, und schon für 1000 bis 2000€ zu haben sind.
DIese Geräte finde ich total sinnlos. Warum soll ich mir sowas antun? Mit so einem Ding zu fahren ist genauso verlorene Zeit wie das Autofahren - bevor ich mir so einen Kackstuhl kaufe, kauf ich lieber ein Auto - damit bin ich sicherer, Wettergeschützt und schneller unterwegs. Wahrscheinlich sogar umweltfreundlicher, zumindest als mit einem 2takt Roller. Die Reichweiten der E-Dinger sind ja stand heute auch nicht wirklich ausreichend. Wenn beim S-Pedelec der Akku leer ist fahr ich ganz normal weiter, halt langsamer. Ist auch schon öfter vorgekommen.
Kinderanhänger dürfen nach meinem Wissen nicht an S-Pedelecs angehängt werden. Das Leben meiner Kinder wäre mir zu wichtig, als mit Kinderanhänger und einem S-Pedelec auf der Straße zu fahren, mal abgesehen davon, wenn man davon ausgeht, dass man mit dem S-Pedelec ja doch schneller fährt und stärker beschleunigt.
Ja, genau darum will man mitunter auch nicht auf der Fahrbahn fahren (zur "Straße" gehört auch der Radweg, drum ist Deine Formulierung irgendwie komisch).
Die meisten , auch von den tödlichen Unfälle , geschehen auf diesen unsäglichen Bordsteinradwegen.
Wenn man seine Kinder sicher im Anhänger transportieren will, dann nur auf geeigneten Radwegen ( innerörtlich in Deutschland selten) oder auf der dafür geeigneten Strasse und zwar fahrbahnmittig, unter dem Motto: wer mich anhupt ,hat mich gesehen.
Ich habs tatsächlich so gehalten, dass ich die Kids nur auf ausgesuchten Strecken abseits der Straßen kutschiert habe, höchstens hier bei uns innerorts wo es nichtmal Gehwege gibt auch mal auf der Fahrbahn. Alleine für mich fühle ich mich idR sicherer auf der Fahrbahn, aber bei den Kids leg ich schon höhere Maßstäbe an die Sicherheit an. Besser wurde das erst mit dem Lastenrad, wo die Kids vor mir waren und ich sozusagen noch als Knautschzone diene.
Das ist simpel. Weil die allermeisten Radfahrer auf dem Radweg fahren. Es ist die absolute Ausnahme wenn sich Radfahrer auf die Strasse trauen.
Das stimmt so nicht. Die meisten Straßen haben keine Radwege und da sind dennoch Radfahrer unterwegs - es klingt paradox, ist aber in der Realität so, dass Radwege gefährlicher sind als die Fahrbahn. Es gibt da die berühmte Studie die das BASt mal in Auftrage gegeben hat (ich glaube ende der 80er/Anfang der 90er), die nachweisen sollte dass Radwege sicherer sind als die Fahrbahn und für die daher nur das Unfallgeschehen auf ausgesucht guten Radwege untersucht wurden. Da kam dann das Gegenteil raus: Die Unfallgefahr ist zwischen 2 und 12 mal so hoch auf dem Radweg wie auf der Fahrbahn.
Ich finde allerdings dass da mehrere Aspekte noch mit reinspielen: zum einen das subjektive Sicherheitsgefühl auf Radwegen, dass die Kreuzungsunfälle eben befördert und das man mit Aufmerksamkeit und Wissen um die Gefahren in begrenztem Umfang mitigieren kann und das Problem mit den ausserorts hohen Geschwindigkeiten und der immer weiter nachlassenden Aufmerksamkeit der KFZ-Lenker in ihren Blechkokons. Smartphones als Ablenkung gabs halt in den 80ern noch nicht und auch die immer mehr ablenkenden "Infotainmentsysteme" in den Autos haben die Fahrt für andere immer gefährlicher gemacht. Den Vogel schiesst ein gewisser gehypter Amerikanischer Hersteller ab, bei dem man selbst essenzielle Funktionen mit dem Touchscreen bedienen muss.
Der Sicherheit auf unseren Straßen wäre es extrem zuträglich wenn Touchscreens bei neuzugelassenen Autos verboten wären und nur noch erfühlbare Knöpfe oder Sprachsteuerung zugelassen wären. Und/oder das Auto sofort stehenbleibe, wenn der Blick von der Straße weggeht.