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Lightning
Ich habe mit einem Elektrofahrrad der Marke Ruhrwerk eine „Extrem“-Testfahrt unternommen. Ziel war die Reichweite und die (subjektive) geleistete Unterstützung bei einer „Berg“-Fahrt zu ermitteln. Bei ca. 180 Höhenmetern bin ich Richtung Großer Feldberg (Gipfelhöhe 881 m) gestartet. Vorab ist zu erwähnen, dass dieses Fahrrad für so eine Fahrt nicht ausgelegt ist. Ich wollte jedoch seine Grenzen ausloten.
Rahmenbedingungen Test:
·Gesamtgewicht ca. 120 kg, davon Fahrrad 27 kg, 7 Kg Gepäck
·Li-Ionen Batterie 24V, 10Ah laut Typenschild eine gespeicherte Energie von 266Wh
·Nennleistung E-Motor: 250W (maximale Motorleistung von 250W und eine maximale Geschwindigkeit von 25km/h sind gesetzlich vorgeschrieben)
·Außentemperatur: 10 C, feucht, regnerisch
·Wegbeschaffenheit: meist Forstwege (Schotter mit relativ hohem Rollwiderstand) teilweise Asphalt
Ergebnis
·Fahrtzeit bis zur Batterieabschaltung durch die Schutzschaltung: ca. 63 Minuten. Bemerkung: die Strecke mit der größten Steigung (ca. 500 m, 35%) habe ich schiebend bewältigt. Während dieser Zeit habe ich die Batterie abgeschaltet. Große Steigungen (ab ca. 25%) sind mit diesem Elektrorad (logischerweise) nicht sinnvoll zu bewältigen. Hier ist je nach Kondition meistens schieben angesagt da selbst treten bei der 7-Gang Schaltung und dem hohem Fahrradgewicht kaum möglich ist.
·Insgesamt zurückgelegte Strecke: 23,59 km. Dieses ist ein trickreicher Wert da die elektrische Unterstützung nur beim Bergauffahren vorhanden war. Berg-Fahrt mit „Elektro-Unterstuetzung“ ca. 10,5 km und 637 Hm. Nach der Abschaltung der Batterie bin ich die letzten 800 m und 60 Höhenmeter normal gefahren und auf der Rückfahrt praktisch bergab gerollt.
·Gesamt bewältigter Höhenunterschied 697 m: Start 182 m, Ziel 879 m. Kumulierte Höhenmeter: 829 m. Kurze Strecke geschoben da Steigung zu groß.
Subjektiver Eindruck:
·Sehr effektive Unterstützung bei nicht allzu großen Steigungen.
·Leise und unauffällig.
·Funktioniert nach Pedelec Prinzip, hat keinen Gasgriff und somit keine Anfahrunterstützung. Anfahren in steilerem Gelände ist somit schwieriger
·Sehr pflegeleicht. Dazu muss gesagt werden, dass das Fahrrad neu ist.
·Vorderbremse quietscht, für steile und lange Bergabfahrten kaum geeignet. Hinterrad hat sowohl Rücktritt- als auch Felgenbremse
·Durchdachte Lösung für die Batterieentnahme
·Bei stärkeren Steigungen ist für mich kein merkbarer Unterschied zwischen „ECO“ und „normalem Betrieb“ zu erkennen. Bei ebener Fahrt ist der Unterschied erheblich. Ich muss den Regler genauer betrachten.
·Anfangs ist die Art der Motorzuschaltung gewöhnungsbedürftig.
·Man muss vorausschauend fahren und rechtzeitig zurückschalten. Das Anfahren in einem hohem Gang (zB. 6-7) ist recht schwierig. Diese Aussage gilt natürlich auch für ein normales Fahrrad. Der Elektromotor unterstützt erst nach einigen Pedalumdrehungen
·Ohne „Elektro“-Unterstützung ist eine Fahrt mit diesem Fahrrad in steilerem Gelände nur schwer möglich. Bemerkung: bin recht fit und habe zahlreiche Fahrräder zum Vergleich
·Auf holprigem Untergrund recht unbequem. Das Rad hat eine Federgabel, die jedoch wenig Wirkung zeigt
Kosten
Vorab möchte ich sagen, dass ich von dem Elektrofahrrad sehr begeistert bin. Jedoch sollte man auch eine Betrachtung der Kosten nicht außer Acht lassen. Um die Batterie vollständig zu laden sind etwa 300 Wh notwendig (bedingt durch den Wirkungsgrad des Ladegerätes and des Ladevorganges). Zur Erinnerung: die Batterie kann maximal 266 kW speichern. Bei den aktuellen Energiekosten von 0,20 EUR pro kWh ergibt sich somit ein Wert von ca. 0,06 EUR pro Ladung. Ich schätze die Zyklenfestigkeit (Lebensdauer) dieser Li-Ionen Batterie auf etwa. 500 Zyklen. Aktuelle Kosten für einen Ersatz-Akku liegen bei ca. 400,00 EUR (Preise fallend). Bei den angenommenen 500 Ladezyklen würden somit 0,80 EUR für die Batterie zu Buche schlagen. Insgesamt also 0,86 EUR pro Ladung .
Diese Betrachtung ist jedoch nicht unbedingt aussagekräftig. Die Problematik liegt in der Lebensdauer der Batterie, die ca. 2-3 Jahre beträgt - egal ob man sie verwendet oder nicht. Sollte also nur sehr wenig gefahren werden, steigt der Betrag pro Ladung entsprechend. Hier ein Beispiel unter folgenden Annahmen: 2 Jahre Lebensdauer, 500 Ladezyklen, 30 km Reichweite pro Ladung, Preis 400 EUR/Akku. Die beste Auslastung ergibt sich somit ab 250 Ladungen pro Jahr. Bei 30 km pro Ladung ergibt das eine Fahrleistung ab 7.500 km/ Jahr. Dieser Wert dürfte für die meisten Nutzer jedoch sehr hoch sein. Fährt man nur 600 km entspricht das etwa 20 Ladungen. Bei einer „Batterie - Abschreibung“ von 200 EUR pro Jahr ergibt sich hier ein Wert von 10 EUR / Ladung.
Eine andere Betrachtung sind die Kosten pro 100 km. Die Stromkosten von 0,06 EUR pro Ladung sind unabhängig von der Fahrleistung. Ergibt bei 30 km Reichweite 0.002 EUR / km oder 0.2 EUR pro 100 km. Die Batteriekosten betragen bei 7500 km Jahresfahrleistung 2,60 EUR pro 100 km (200 EUR / 7500 km *100) und bei 600 km Jahresfahrleistung 33,30 EUR pro 100 km.