D
DasWusel
Themenstarter
- Dabei seit
- 31.07.2022
- Beiträge
- 8
- Reaktionspunkte
- 7
Es hat ja schon Berichte zum Pendix-Nachbausatz gegeben, soweit ersichtlich aber nur zu "normalen" Rädern oder MTBs. Daher hier zur Heavy-Duty-Fraktion.
Ich benutze den Pendix Nachbausatz an einem Lasten-, genauer gesagt Zustellfahrrad VSC Bikes AN01. Obgleich ein Nachbausatz, wird dieser bereits vom Hersteller (der jetzt von Pendix übernommen wurde) angebracht. Ansonsten handelt es sich um normale Komponenten: Shimano Nexus 7-Gang-Nabenschaltung mit Rücktrittbremse, übliche Kette, Kettenblatt, Ritzel, vorne eine 70 mm Trommelbremse nebst Nabendynamo. Das Rad ist einschließlich Motor und Akku ca. 45 kg schwer, das maximale Gesamtgewicht beträgt 210 kg.
Der Einbau kann nur vom Fachhändler vorgenommen werden. Das ist nicht nur eine Empfehlung, das wird durchgesetzt: Pendix liefert nicht an Endverbraucher. Das spielt hier aufgrund der Anbringung schon beim Hersteller allerdings keine Rolle.
Der Pendix Antrieb ist schon beschrieben worden. Daher hier in aller Kürze. Zuerst die Vorzüge:
Das Design verdient eine "1". Es kommt ohne das übliche Mäusekino nebst Infotainment (Strecke, Geschwindigkeit, Ladestatus, Fettverbrennung, Knieverschleiß, Steuerersparnis etc.) aus: der Leuchtring am wie eine AA-Batterie in Übergröße designten Akku zeigt – recht grob gerastert – den Ladestatus an. That's it. Wer mehr Informationen braucht, kann auf die Pendix App zurückgreifen, die weitere Details auf dem Smartphone anzeigt. Eine Rekuperation (Stromeinspeisung bei Gefälle oder Ausrollen) ist nicht möglich. Es gibt drei Fahrstellungen: „eco“, „smart“ und „sport“. Die Reichweite liegt – je nach Beladung – bei Nutzung der Stellung „smart“ ca. 40 bis 50 km. Für den Winter ist eine Neoprenhülle für den Akku erhältlich, bei deren Nutzung der Ladezustand weiter abgelesen werden kann.
Der unauffällige (nur eine Scheibe am Tretlager) Motor verrichtet vollkommen geräuschlos seinen Dienst. Die Kraftentfaltung ist beachtlich: schon in der Stellung „smart“ erfährt man erheblichen Vortrieb, die Stellung „sport“ braucht man – jedenfalls im Flachland – selten.
Und da fangen die Probleme an: die weiteren Komponenten müssen für diese Kräfte gebaut sein, und zumindest beim von mir genutzten Rad sind sie es nicht. Es ist mir gelungen, binnen zweier Jahre (rund 10.000 km) bei normaler Nutzung ohne besondere Stunt-Einlagen oder sonstige Brutalität vier 7-Gang-Rücktrittsnaben, ein Kettenblatt, ein Ritzel und eine Kette kaputt zu kriegen (Bruch bzw. Riss), dazu eine gebrochene Vorderradfelge, diverse Speichenbrüche, und eine verschlissene Trommelbremse nebst Bremszug.
Unabhängig von vermehrtem Bruch erhöht sich der Wartungsaufwand: die Kette längt sich sehr schnell mit der Folge, dass binnen deutlich kürzerer Zeitabstände die Kettenspannung kontrolliert und ggf. korrigiert werden muss, will man kein Abspringen riskieren. Kommt es dazu, ist aufgrund der üblichen Enge zwischen Nabe und Rahmen bzw. Kettenschutz das Wiederauflegen oft mit erheblicher Fummelei verbunden und ohne Werkzeug kaum möglich. Eine Kettenspannrolle sollte angesichts des Gesamtpreises nicht zuviel verlangt sein (Ganz am Rande: auch sonst ist VSC recht knickerig: das Rad wird mit den billigsten Prophete Scheinwerfern ohne Standlichtfunktion und serienmäßig ohne Reifen mit Pannenschutz ausgerüstet). Auch sonst muss vor allem die Spannung der Speichen engmaschig kontrolliert werden: haben sie sich einmal auch nur leicht gelockert, halten sie nur noch wenige Tage.
Das alles muss nicht unbedingt ein Fehler des Pendix-Systems selst sein. Natürlich spielen auch die Benutzung als Zustellfahrrad auf dem Land (schlechte Wege) mit vielen Stopps (alle 10 bis 50 m) eine Rolle wie auch die Einladung zum Überladen des Fahrrades (selbst ca. 50 kg Übergewicht ändern wenig am Vortrieb). Gleichwohl sollte sich jeder der Tatsache bewusst sein, dass ein Mittelmotor ohne weitere Untersetzung sehr am Antriebsstrang reißt und zudem ein für für ein voll beladenes (wir reden über eine Verdoppelung der üblichen Last) Fahrrad hohes Tempo erlaubt. Beides bedeutet erheblichen Stress für die Bauteile; ganz offensichtlich hat der Hersteller des Zustellfahrrades dies nicht hinreichend berücksichtigt.
Das Problem des nachlaufenden Motors ist schon von verschiedenen Testern besprochen worden. Zumindest ich empfinde es als sehr störend, zumal es fast eine halbe Umdrehung ausmacht. Das sind im großen Gang immer noch ca. vier Meter und können damit den Unterschied zwischen Schrecken und Notaufnahme ausmachen, zumal das voll beladene Bike ohnedies schwer genug zu bremsen ist.
Anders als in Tests behauptet, ist das Fahrrad ohne Motorunterstützung nicht zu fahren: die Bremswirkung des Motors ist erheblich; ist das Rad auch noch beladen, bekommt man es kaum vom Fleck. Hinzu kommt, dass bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h der Motor sofort stromlos wird mit der Folge, dass übergangslos ein erheblicher Tretwiderstand spürbar wird.
Der letzte Punkt mag zunächst nur eine Frage der Ästhetik sein, könnte aber Probleme für die Zukunft bergen: während die Außenseite des Motors eine glatte Scheibe und damit leicht zu reinigen ist, befinden sich auf der Innenseite Belüftungsöffnungen, in denen sich nach kurzer Zeit Schlamm, Sand, Staub, Grassamen etc. ansammeln, aber kaum wieder zu entfernen sind, sodass die Öffnungen bzw. die Lamellen mittlerweile porentief verdreckt sind.
Zusammenfassung: jenseits der unterschiedlichen Beurteilung von Nachbausätzen im Allgemeinen und Pendix im Besonderen sollte man sich seine Verwendung bei Lastenrändern sehr genau überlegen, desgleichen die Verwendung mit Nabenschaltungen und Rücktrittbremse (die Belastung und Verschleiß der Kette sowie des Hinterrades weiter erhöht). Zumindest der Antriebsstrang sollte auf die stark erhöhten Kräfte ausgelegt sein. Das ist beim VSC AN01 ganz klar nicht der Fall.
Ob entsprechende Komponenten überhaupt erhältlich sind, weiß ich nicht. Es wird behauptet, dass eine 5-Gang-Nabenschaltung von Shimano robuster sei. Selbst wenn das zutreffen sollte, bleiben immer noch Kette, Kettenblatt und Ritzel als Schwachstellen, ganz abgesehen von der offensichtlichen Überlastung der Laufräder.
Ich benutze den Pendix Nachbausatz an einem Lasten-, genauer gesagt Zustellfahrrad VSC Bikes AN01. Obgleich ein Nachbausatz, wird dieser bereits vom Hersteller (der jetzt von Pendix übernommen wurde) angebracht. Ansonsten handelt es sich um normale Komponenten: Shimano Nexus 7-Gang-Nabenschaltung mit Rücktrittbremse, übliche Kette, Kettenblatt, Ritzel, vorne eine 70 mm Trommelbremse nebst Nabendynamo. Das Rad ist einschließlich Motor und Akku ca. 45 kg schwer, das maximale Gesamtgewicht beträgt 210 kg.
Der Einbau kann nur vom Fachhändler vorgenommen werden. Das ist nicht nur eine Empfehlung, das wird durchgesetzt: Pendix liefert nicht an Endverbraucher. Das spielt hier aufgrund der Anbringung schon beim Hersteller allerdings keine Rolle.
Der Pendix Antrieb ist schon beschrieben worden. Daher hier in aller Kürze. Zuerst die Vorzüge:
Das Design verdient eine "1". Es kommt ohne das übliche Mäusekino nebst Infotainment (Strecke, Geschwindigkeit, Ladestatus, Fettverbrennung, Knieverschleiß, Steuerersparnis etc.) aus: der Leuchtring am wie eine AA-Batterie in Übergröße designten Akku zeigt – recht grob gerastert – den Ladestatus an. That's it. Wer mehr Informationen braucht, kann auf die Pendix App zurückgreifen, die weitere Details auf dem Smartphone anzeigt. Eine Rekuperation (Stromeinspeisung bei Gefälle oder Ausrollen) ist nicht möglich. Es gibt drei Fahrstellungen: „eco“, „smart“ und „sport“. Die Reichweite liegt – je nach Beladung – bei Nutzung der Stellung „smart“ ca. 40 bis 50 km. Für den Winter ist eine Neoprenhülle für den Akku erhältlich, bei deren Nutzung der Ladezustand weiter abgelesen werden kann.
Der unauffällige (nur eine Scheibe am Tretlager) Motor verrichtet vollkommen geräuschlos seinen Dienst. Die Kraftentfaltung ist beachtlich: schon in der Stellung „smart“ erfährt man erheblichen Vortrieb, die Stellung „sport“ braucht man – jedenfalls im Flachland – selten.
Und da fangen die Probleme an: die weiteren Komponenten müssen für diese Kräfte gebaut sein, und zumindest beim von mir genutzten Rad sind sie es nicht. Es ist mir gelungen, binnen zweier Jahre (rund 10.000 km) bei normaler Nutzung ohne besondere Stunt-Einlagen oder sonstige Brutalität vier 7-Gang-Rücktrittsnaben, ein Kettenblatt, ein Ritzel und eine Kette kaputt zu kriegen (Bruch bzw. Riss), dazu eine gebrochene Vorderradfelge, diverse Speichenbrüche, und eine verschlissene Trommelbremse nebst Bremszug.
Unabhängig von vermehrtem Bruch erhöht sich der Wartungsaufwand: die Kette längt sich sehr schnell mit der Folge, dass binnen deutlich kürzerer Zeitabstände die Kettenspannung kontrolliert und ggf. korrigiert werden muss, will man kein Abspringen riskieren. Kommt es dazu, ist aufgrund der üblichen Enge zwischen Nabe und Rahmen bzw. Kettenschutz das Wiederauflegen oft mit erheblicher Fummelei verbunden und ohne Werkzeug kaum möglich. Eine Kettenspannrolle sollte angesichts des Gesamtpreises nicht zuviel verlangt sein (Ganz am Rande: auch sonst ist VSC recht knickerig: das Rad wird mit den billigsten Prophete Scheinwerfern ohne Standlichtfunktion und serienmäßig ohne Reifen mit Pannenschutz ausgerüstet). Auch sonst muss vor allem die Spannung der Speichen engmaschig kontrolliert werden: haben sie sich einmal auch nur leicht gelockert, halten sie nur noch wenige Tage.
Das alles muss nicht unbedingt ein Fehler des Pendix-Systems selst sein. Natürlich spielen auch die Benutzung als Zustellfahrrad auf dem Land (schlechte Wege) mit vielen Stopps (alle 10 bis 50 m) eine Rolle wie auch die Einladung zum Überladen des Fahrrades (selbst ca. 50 kg Übergewicht ändern wenig am Vortrieb). Gleichwohl sollte sich jeder der Tatsache bewusst sein, dass ein Mittelmotor ohne weitere Untersetzung sehr am Antriebsstrang reißt und zudem ein für für ein voll beladenes (wir reden über eine Verdoppelung der üblichen Last) Fahrrad hohes Tempo erlaubt. Beides bedeutet erheblichen Stress für die Bauteile; ganz offensichtlich hat der Hersteller des Zustellfahrrades dies nicht hinreichend berücksichtigt.
Das Problem des nachlaufenden Motors ist schon von verschiedenen Testern besprochen worden. Zumindest ich empfinde es als sehr störend, zumal es fast eine halbe Umdrehung ausmacht. Das sind im großen Gang immer noch ca. vier Meter und können damit den Unterschied zwischen Schrecken und Notaufnahme ausmachen, zumal das voll beladene Bike ohnedies schwer genug zu bremsen ist.
Anders als in Tests behauptet, ist das Fahrrad ohne Motorunterstützung nicht zu fahren: die Bremswirkung des Motors ist erheblich; ist das Rad auch noch beladen, bekommt man es kaum vom Fleck. Hinzu kommt, dass bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h der Motor sofort stromlos wird mit der Folge, dass übergangslos ein erheblicher Tretwiderstand spürbar wird.
Der letzte Punkt mag zunächst nur eine Frage der Ästhetik sein, könnte aber Probleme für die Zukunft bergen: während die Außenseite des Motors eine glatte Scheibe und damit leicht zu reinigen ist, befinden sich auf der Innenseite Belüftungsöffnungen, in denen sich nach kurzer Zeit Schlamm, Sand, Staub, Grassamen etc. ansammeln, aber kaum wieder zu entfernen sind, sodass die Öffnungen bzw. die Lamellen mittlerweile porentief verdreckt sind.
Zusammenfassung: jenseits der unterschiedlichen Beurteilung von Nachbausätzen im Allgemeinen und Pendix im Besonderen sollte man sich seine Verwendung bei Lastenrändern sehr genau überlegen, desgleichen die Verwendung mit Nabenschaltungen und Rücktrittbremse (die Belastung und Verschleiß der Kette sowie des Hinterrades weiter erhöht). Zumindest der Antriebsstrang sollte auf die stark erhöhten Kräfte ausgelegt sein. Das ist beim VSC AN01 ganz klar nicht der Fall.
Ob entsprechende Komponenten überhaupt erhältlich sind, weiß ich nicht. Es wird behauptet, dass eine 5-Gang-Nabenschaltung von Shimano robuster sei. Selbst wenn das zutreffen sollte, bleiben immer noch Kette, Kettenblatt und Ritzel als Schwachstellen, ganz abgesehen von der offensichtlichen Überlastung der Laufräder.