Und wieder -so wie vorhin- spricht der deutsche (und resteuropäische) Fabrikant und Arbeitgeber: die Löhne und Gehälter, meine Herrschaften! Würden wir all den Radarbeitern, Verkäufern und Mechanikern nicht diese horrend hohen Löhne zahlen müssen, dann wäre auch das Ebike billiger! Aber so? Wir Unternehmer leben eh schon von der Hand in den Mund, bedankt euch also bei den Blutsaugern von Beschäftigten in der Radbranche und deren sogenannten Gewerkschaften! Wären die Löhne nicht so hoch, könnten sich alle mehr heimische Räder leisten! (ohhh wait....

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Du denkst also dass die Hersteller ihre Produktion aus Profitstreben aus Deutschland verlagert haben, weil sie den Hals nicht voll kriegen konnten?
Dabei läßt du leider so viele andere Faktoren und die historische Abfolge von Ereignissen außer acht. Die Entwicklung vollzog sich nämlich nicht in so goldenen Zeiten wie heute, wo praktisch jeder Preis durchsetzbar ist.
Die Entwicklung vollzog sich als das Fahrrad auf dem absteigenden Ast war, in Menge und in Preis. Als Alltagsfortbewegungsmittel hatte es in weiten Teilen der Republik ausgedient und eine breite Radsportlerschaft gab es kaum. Es war die Zeit als Bonanzafahrräder in waren und BMX seinen Anfang nahm. MTB war genauso ein Fremdwort wie Fahrradwege.
In diesem Umfeld suchte man nach kleinsten Einsparmöglichkeiten und als irgendwelche Konkurrenten als erste den Schritt wagten den arbeitsintensivsten Teil, den Rahmenbau, erfolgreich und bei guter Qualität ins echte Niedriglohnausland zu verschieben, konnten diese ihre Mengen steigern indem sie etwas preisgünstiger anboten, was den Druck auf die restlichen Hersteller wieder ein Stück erhöhte. So waren die anderen über kurz oder lang gezwungen zu folgen. Nachdem sich 2 Dekaden später der Wandel von einem arbeitsintensiven zu einem maschinenintensiven Rahmenbau vollzog saßen die Spezialisten auf einmal nicht mehr in D, sondern im Ausland. Somit konnte man die Produktion nur schwer zurück verlagern, auch wenn Lohnkosten nur noch eine eher untergeordnete Rolle spielten.
Den meisten alteingesessenen Fahrradherstellern ging trotzdem in den 80/90ern die Luft aus.
Trotzdem hat es solche Versuche gegeben, auch in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut. Leider sind alle diese Versuche über kurz oder lang aus unterschiedlichen Gründen gescheitert.
Den französischen (Simplex, Cyclo, Hurex) und italienischen (Campagnolo) Herstellern von Schaltungen ist es ja ähnlich gegangen, auch diese Produktion wanderte mehr und mehr nach Asien aber erstmal nicht in ein Niedriglohnland, sondern nach Japan