Ich denke, dass wie oben schon erwähnt die Just in Time Produktion, die auf funktionierende Lieferketten angewiesen ist, die Ursache von Lieferproblemen und der damit verbunden Verknappung von Gütern ist. Da die meisten Firmen vom Controlling angewiesen sind, kaum noch Lagerhaltung zu betreiben, um die Menge an gebundenem Kapital so gering wie möglich zu halten.
Mit einer temporären Lieferunfähigkeit geht das ganze System ins Stocken. Unmengen von Containerschiffen hängen wegen dem Lockdown in Shanghai, dem größten Containerhafen der Welt, fest.
Quelle:
Infografik: Stau vor Shanghai
Wenn diese nicht gelöscht, beladen und an ihren Zielhafen kommen, fehlen nicht nur die Waren aus Shanghai, sondern es fehlen die Schiffe und Container, um die Waren aus den Zielhäfen, die sie danach anfahren sollen, wegzubringen. Dadurch kommen Unmengen an Lieferketten ins Stocken und durch die fehlende Lagerhaltung fehlen einfach Zwischenprodukte, um viele Produkte fertig zu stellen.
In der Ukraine hängen etliche Schiffe mit Weizen in Odessa fest, die darauf warten, ihre Zielorte mit Weizen zu beliefern. Obwohl die Ukraine nur 0,56% der Weltbevölkerung haben, produzieren sie 11,5% des weltweit hergestellten Weizens. Daher kann so ein Weizenstau mit Potential, dass der Weizen verdirbt, durchaus eine marktrelevante Verknappung darstellen. Eine potentielle Verknappung ruft die Spekulanten auf den Plan, die an der Börse auf steigende Weizenpreise wetten und dadurch die Preise nach oben treiben. Der Weizenpreis pro Tonne ist dadurch von 260 € auf über 400 gestiegen.
Wenn der Weizen im Zielort benötigt, aber nicht geliefert wird, schauen sich die Abnehmer auf dem Weltmarkt um, Die gleiche Geldmenge bei gesunkenem Angebot führt zu erhöhten Preisen. Steigende Preise rufen wieder Spekulanten auf den Plan und ebenfalls Hamsterkäufer, die vor einem größeren Preisanstieg genug kaufen wollen, um die Phase mit wenig Nachkäufen zu überstehen.
Daher glaube ich nicht, dass große Firmen die Verknappung direkt zu verantworten haben, indirekt schon, indem sie auf Lagerhaltung größtenteils verzichtet haben
Profiteure gibt es natürlich bei Krisen. Ölmultis, deren Öl- und der daran gekoppelte Gaspreis gestiegen ist und die die fehlenden russischen Mengen ausgleichen könnten, es aber nicht tun, um im Sinne der OPEC die Preise hoch zu halten. Firmen mit großen Lägern könnten auch Gewinner sein, die sind aber sehr selten geworden. Firmen, die eine sehr stark rückwärts integrierte Produktion haben ebenfalls, aber davon gibt es auch nicht sehr viele. Für mich sieht es so aus, dass die Profiteure am ehesten aus den Folgen des Ukraine Krieges verdienen und nicht an den Corona bedingten Lieferkettenproblemen.