Fahrradfahren ist voll okay in unseren Zeitläuften, der Daumen geht hoch. PKW fahren dagegen ist "echt total kritisch" und der Daumen geht runter von wegen Klimaschutz und Bio und überhaupt. Infolgedessen setzt man dem Radler von vorneherein den "weißen Hut" auf und das ist - meiner Er-fahr-ung nach - leider völlig falsch.
Hier in Leipzig veranstalten immer wieder "Fahrrad-Aktivisten" Demos mit dem Motto "Die Straße gehört uns !" und sie verhalten sich auch ausserhalb dieser Demos genauso.
Die Straße gehört nicht den Fahrradfahrern. Sie gehört den Fußgängern, den Fahrern von Behindertenfahrzeugen, Kinderwägen, Hunden und ihren Führern, Fahrradfahrern, PKWs, LKWs, Bussen, Straßenbahnen. Zuweilen und für begrenzte Zeiträume gehört sie auch Baumaschinen, Mähdreschern, Traktoren und ihren Anhängern ... und manchmal eben auch "Demos".
Hier in Leipzig gibt es eine sehr schöne Kultur gegenseitiger Rücksichtnahme. Über die Rücksicht von PKW- und LKW-Fahrern, auch Tram-Fahrern mir gegenüber könnte ich dutzende von Anekdoten erzählen. Ich bemühe mich selbst auch, diese Rücksichtnahme gegenüber dem motorisierten Verkehr in gleicher Münze zu vergelten.
Gegenseitige Rücksichtnahme "funzt": es "flutscht", der Verkehr fließt leichter. Konfliktsituationen tauchen natürlich auch auf, aber in einer Kultur des Miteinanders lösen sie sich regelmässig in Gelächter und freundlichen Gesten auf.
Es gibt aber auch andere Typen, die sehr aggressiv sind, und das sind in Leipzig gerade bestimmte Typen von Radlern, die nach dem obigen Motto fahren: "Die Straße gehört uns!" und sich ob ihrer Rücksichtslosigkeit auch noch was einbilden von wegen Klimaschutz etc. Sie halten sich weder an die geschriebenen, noch an die nicht-geschriebenen Regeln, wollen sich überall durchdrängeln, furzen jeden an, der ihnen in die Quere kommt. Sie dürfen das ja von wegen Notwehr, weil sie ja für den Klimaschutz kämpfen, indem sie den Verkehrsrowdy auf 2 Rädern geben. Diese Typen kommen auch öfters unter die Räder, was einen ja kaum verwundert. Ein Fahrrad-Kumpel von mir erzählte mir mal davon, wie er beobachten mußte, wie ein solcher "Die Straße gehört uns!" - Radler sich zwischen einer Straßenbahn und einem PKW unbedingt hindurch quetschen wollte und zwischen der Straßenbahn und dem PKW buchstäblich zerquetscht wurde, auseinander geplatzt ist ... brrrh.
Fahrrad fahren ist kein Freibrief für assoziales Verhalten, auch nicht für diejenigen, die in internet-foren, am Tresen, auf Demos und am Küchentisch immer die großen Sprüche von Verkehrswende, Nachhaltigkeit usw usw klopfen.
Fahrad- wie auch Geschlechtsverkehr funzt nur miteinander - nicht gegeneinander !