Für mich selbst ist der Fahrradhelm "kein Thema" - ich kann keinen tragen wegen einer "Trigeminusneuropathie" durch "ausgefistelte trichylemale Zisten" auf beiden Kopfseiten. Aus dem Fachchinesisch ins Deutsche übersetzt: mit infektiösem Eiter gefüllte Zysten - die größten sind gut zu tasten und auch zu sehen, welche die Kopfseiten nach Art eines Spinnennetzes mit Fisteln durchzogen haben. Sie drücken, wenn sie gereizt werden, auf die Trigeminusnerven und verursachen höllische Kopfschmerzen, die Tage-, Wochen- und Monatelang andauern können. Ich war deswegen mehrere Jahre Opiatabhängig gewesen. Inzwischen habe ich die Symptomatik gut im Griff, brauche nur noch ein paarmal im Jahr - meist im Winter - ein oder zwei Ibuprofen 600. Diese Zysten sind auch praktisch inoperabel, weil erfahrungsgemäß die OP-Narben weitaus schlimmere Probleme mit dem Trigeminusnerv verursachen, als die Zysten selbst.
Selbst wenn es irgendwann mal eine Helmpflicht geben wird - ich werde mich davon befreien lassen können.
Ich gehöre aber auch zu denen, die den Fahrradhelm kritisch sehen. Es ist bekannt, daß auch die Leichtgewichte unter den Fahrradhelmen aufgrund der Fliehkräfte bei einem Sturz dazu beitragen können, sich "das Genick zu brechen". Das ist nur anders bei den Integralhelmen, wie sie beim BMX- und Trial üblich und bei Wettkämpfen wohl auch vorgeschrieben sind. Diese liegen nämlich mit nur geringem Spiel auf den Schultern auf und verhindern so gefährliche Kopfbewegungen durch das Gewicht des Helms.
Ich kann auch damit gut leben, ohne Helm zu fahren, weil ich "fallen kann". Grundlage dafür ist eine Eigenschaft, die ich beim Motorradtraining vor fast 20 Jahren erworben habe: ich kann Ängste willkürlich in Sekundenbruchteilen "abspalten", man spricht auch von "dissoziieren". Die Angst, die ich gerade nicht brauchen kann, wird aus dem Bewußtsein ins Unbewußte (genauer gesagt: Vorbewußte) verschoben und wenn die Angst dann "weg ist", entfällt auch das "Einfrieren", die "Schreckstarre". So kann ich den Zeitlupeneffekt nutzen und "in aller Ruhe" überlegen, was zu tun ist: Kopf mit den Armen schützen und abrollen. Das habe ich auch leider mal beweisen müssen, als ich mit ca. 20 kmh mal in eine Straßenbahnschiene geriet und über den Lenker flog. Natürlich waren alle Gelenke auf der rechten Körperseite geprellt, auf der ich landete, es tat höllisch weh noch für knapp 4 Wochen, aber sonst gabs keinerlei Körperschäden.
Dieses willkürliche "Abspalten" von Angst kann man, wie gesagt, lernen. Dabei lernt man auch, daß man die "abgespaltene" Angst wieder "integrieren" muß, weil sonst ein psychisches Trauma daraus werden kann. Das geht ganz einfach: wenn die Gefahr vorüber ist, setzt man sich hin und erinnert sich immer wieder an die Unfallsituation und irgendwann fährt einem der Schreck in alle Glieder und man schlottert vor Angst - und dann ist alles wieder gut.