So, ich habe mir jetzt ein wenig Zeit genommen, um meine Erfahrungen (mittlerweile nach fast 2 Monaten) zu Papier zu bringen. Ich versuche, neutral zu bleiben, mir weder was in die Tasche zu lügen, noch überkritisch aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Trotzdem bleibt alles nun mal subjektiv. Als Hintergrund: seit 44 Jahren sitze ich im Rennradsattel, die letzten Jahre etwas weniger, aber technischer Verstand ist da, z.B. für den Zusammenbau mehrerer Rennräder. Der Keller ist voll mit Fahrrädern und mit Material...Aber vieles wird einfach nur mit dem Hintern "erfahren"...

Wie Komme ich zum UBN 5? Kein Zufall, sondern es steht am Ende einer langen Reihe. Vor einem Jahr ca. habe ich ein Geero 2 bestellt, das mehrere Wochen Probezeit bei mir bleiben durfte. Die gesammelten Erkenntnisse führten dazu, das Bike zurückzugeben. Danach habe ich diverse sonstige Pedelecs getestet, Coboc, BZen, mehrere Amplers u.ä. . Im Laufe der Tests wurde mir aber immer klarer, was ein Bike für mich haben muss: Riemenantrieb, entnehmbarer Akku, keine Schaltung aber:...genügend Reichweite. Schließlich bestellte ich ein C3 (cirkular). Auch das ging aber nach 4 Wochen zurück, da es für meine Pendelei etwas schwach motorisiert war (30 Nm Nabenmotor). Dann hatte ich nichts...und das hat genervt, so dass ich dann ein C4 bestellt hatte. Da die Lieferzeiten aber ins Unendliche reichten (nach 10 Monaten habe ich es bekommen...), habe ich im November doch ein nagelneues C3 spottbillig übernommen, wenigstens das. Im Juni 2023 wurde dann das C4 geliefert, da hatte ich also 2 Cowboys...aber auch das C4 hat mich etwas enttäuscht. Erstens, 50% mehr Drehmoment macht sich an entscheidenden Stellen meiner Strecke so gut wie nicht bemerkbar, zweitens, der Akku ist identisch mit dem des C3, also ebenfalls zu wenig Reichweite (um 50 km herum...) und das Cockpit, ohne irgendeine Änderungsmöglichkeit. Finde ich für mich blöd. Das Ding entfernt sich immer mehr weg von einem funktionalen Fahrrad, hin zum Designobjekt, das quasi nur noch mit dem Handy ansprechbar ist. In diesem Kontext tauchte dann die Ankündigung des UBN 5 auf. Mitte Juli haben dann die ersten Händler Testräder ausgeliefert bekommen, ich habe gleich mehrere Händler in der weiteren Umgebung abgeklappert. Sie standen - mit Verlaub - sehr desorientiert mit dem Fahrrad da, wussten es nicht einmal zu bedienen, manchmal habe ich ihnen die Bedienung nahe gebracht, da kreuz und quer angelesen...Keiner wollte das Bike verkaufen, nur einer war bereit: zugeschlagen! Die Anmeldung bei RM zeigte mir sofort, dass dies ein Testrad ist. Fazua äßerte sogar Unverständnis darüber, dass die Händler jetzt schon Testräder verkaufen, das sei nicht Sinn der Sache, denn das Rad ist noch lange nicht im Zustand für Endkäufer. Alle Apps dazu fehlen immer noch (heute...), sowohl die von RM als auch von Fazua, die alten tun es nicht. Wenn die Apps da sind, kann man eine Menge mehr am Rad machen, aber ohne Zwangsnutzung wie bei Cowboy. Das Rad macht aber auch in diesem "Rohzustand" deutlich mehr Spaß als z.B. das C4. Warum?
Z.B. wegen der 3 Fahrmodi (ich nenne sie grün, blau, violett, ich weiß, sie haben einen Namen...). Der grüne entspricht nach meinem Empfinden in etwa dem C3, der blaue in etwa dem C4...und da wäre noch daer violette, der mich endlich auf den Streckenabschnitten sehr gut entlastet, wo die C-s zu schwach waren. Mein Rad ist ein singlespeed, also ohne Schaltung, aber ich brauche gar keine Schaltung, denn die 3 Fahrmodi ersetzen diese sehr gut (ich fahre nur Asphalt, hin und wieder leichte Steigungen...da muss der violette Modus dran). Die Fahrmodi lassen sich bislang ohne Tadel per Daumen schalten, der Ring Control sitzt für manche zu wackelig, ich hatte damit noch nie Probleme. Ist gleichzeitig der Ein- und Ausschalter, sowie der Lichtschalter. Es gibt einen vierten "Modus" (weiß), für gar keine Unterstützung, nutze ich fast nie.
Ausserdem, jeder Modus besitzt eine Boost-Funktion (Ring Control 2-3 Sec. lang nach vorne drücken), in dem gibt der Motor seine volle Leistung für 4 bzw. 12 sec lang, je nachdem, ob man dies aus dem Stand (Ampel..) oder im Fahren braucht. Auch das nutze ich so gut wie gar nicht.
Der Motor: ich finde den sehr angenehem, unaufdringliches leises Summen beim Treten, deutlich leiser als z.B. das C4. Ich fahre meist im grünen Modus, da reicht mir die ständige leichte Unterstützung in der Ebene. Bei Gegenwind oder leichte Steigung -> blau, wenns sein muss -> kurzfristig violett. Damit komme ich (schon mehrfach) auf eine Reichweite von um 80 km (bin 95 kg schwer, mit einer 5 Kg-Tasche unterwegs...). Die Reichweite ist OK für mich, das war beim Cowboy zu wenig. Der Motor erlaubt ein schönes Dahingleiten, es gibt da nichts auszusetzen. Nur eines: im violetten Fahrmodus (also Steigung) und bei nachlassendem Ladezustand des Akkus zeigt sich ein leicht pulsierendes Verhalten des Motors, die Unterstützung fällt für wenige Sekunden leicht ab, dann fängt sich das System wieder. Damit ist die Gleichmäßigkeit dahin...Fazua sagt dazu, ich möge auf die App warten, schließlich ist mein Rad nicht im optimalen Endzustand als Testrad. Ok, ich warte. Bei vollem Akku ist dies so gut wie nicht zu beaobachten, da schiebt der Motor ordentlich hinauf.
Der Akku lässt sich satt im Rahmen einklicken und abschließen. Er sitzt unter einer Klappe, die an 4 Punkten magnetisch mit dem Rahmen verbunden ist. Hält sicher. Der Akku hat ca. 20% mehr Kapazität als das C4, ist aber echt leicht und dafür verhältnismäßig klein. Ich finde, gut gemacht! Aufladezeit ca. 2,5 Stunden. Komischerweise zeigt die App immer nur einen maximalen Ladezustand von 97%, nie 100%. Aber egal.
Riemen/Übersetzung: ich komme damit klar, wobei die Übersetzung beim C4 etwas sportlicher ausgelegt ist. Zudem regelt der Motor wirklich bei 25 km/h ab, alle Cowboys dürfen bis ca 27 km/h mitmachen, erst dann sich ausklinken. Das merkt man schon manchmal, denn das ist der Geschwindigkeitbereich, in dem viele unterwegs sind. Also noch 2-2,5 Km/h mehr wäre nett, aber RM und Fazua sehen das nicht so (auch schon darüber geredet...)
Rahmen: sehr solide gebaut. Ich merke das beim Überfahren kleinerer Unebenheiten, der Rahmen schluckt die Stöße sauber, ich habe nicht das gefühl, die Schweißnähte brechen irgendwann mal. Das war beim C3 nämlich mit dem zugelassenen Gesamtgewicht von 110 kg anders, da spürte ich, wie die Unebenheit durch "Mark und Knochen" geht. Das C4 war schon viel besser diesbezüglich (auch wegen der breiteren Reifen...), das UBN 5 vermittelt also auch ein sehr stabiles Gesamtbild. Wer weniger Gewicht einklagt, muss auf dieses Gefühl verzichten. Die Lackierung ist im Gegensatz zu C3/C4 weniger empfindlich, obwohl auch Pulverlackierung.
Ein erster Kritikpunkt (gar keine Kritik, sondern eine verwunderte Frage): warum muss RM eine Sattelstütze mit 24,9 mm Durchmesser montieren? Der ist sehr selten, ein evtl. Austausch gestaltet sich schwierig, da das Angebot knapp ist. Erster Behelf war eine dünnere gefederte Sattelstütze mit Reduzierhülse.
Felgen/Speichen/Naben: alles gut, nichts zu beklagen, stabiler Eindruck. Kann dazu nicht mehr schreiben.
Reifen: das verstehe ich nicht....wieso zieht RM auf so ein teueres Rad einen Schlappen auf, der Auslaufmodell ist? Ich finde den Schwalbe Marathon Supreme (42-622, GreenGuard, Reflex) zwar gut, rollt gut ab, hat noch genug Pannenschutz, auf anderen Rädern von mir ebenfalls montiert...aber das Ding ist im Schwalbe Katalog 2023 nicht mehr drin. Sicher gibt es Alternativen dazu, veilleicht auch bei Conti, aber etwas komisch. Und jetzt kommt der zweite Kritikpunkt von mir: Betrachtet man den Abstand zwischen dem Gehäuse des Rücklichtes (Plastikgehäuse auf der Innenseite des Schutzblechs) und dem Reifen hinten, so stellt man fest, da ist nur noch Luft von etwa 2 mm. Auf die Frage, was dann, wenn ich einen breiteren, damit auch höher gebauten Schwalbe (47 mm oder 50mm) montieren möchte, um mehr Dämpfung zu haben, oder im Herbst/Winter einen Reifen mit mehr Profil, rasiere ich dann das Plastikgehgäuse ab?? Auf die Frage gab es keine zufriedenstellende Anwort von RM. Etwas ärgerlich, dass man auf sowas nicht geachtet hat. Mittlerweile habe ich 4 Ersatzreifen aufgekauft...
Dämpfung insgesamt: Die breiteren Reifen des C4 lassen sich hier zum Komfortgewinn also nicht umsetzen..ich wollte aber gerne mehr Komfort haben, denn mein Rücken das gerne haben möchte. Reifenbriete 42 mm bleibt also. Daher habe ich eine by.schulz gefederte Sattelstütze (24,9), bessere Lenkergriffe und einen gefederten Vorbau (Redshift) montiert, damit ist ein sehr deutlicher Komfortgewinn möglich, auch wenn der montierte Reifen bleiben muss.
Licht: Supernova mini ...ist super. Licht C3/4: nur zur Deko als Positionslicht.
Gepäckträger: Falsch, die nennen sich hier Packtaschenhalterung. Da die waagerecht liegenden Aufhängeschienen tiefer liegen als das Schutzblech (Gepäckträger: meist über den Schutzblechen...), gerieten auch die Aufhängepunkte meiner bisherigen geliebten Rucksäcke (Wildkatz) weiter nach unten, so dass sie insgesamt zu tief hängen und damit schnell in Kontakt mit der Bremsscheibe oder dem Riemen oder den Speichen kommen können. Leider musste ich auf andere Taschenmodelle umsteigen.
So langsam gehen mir die Ideen aus, was ich noch schreiben könnte. Vor dem Abholen des C4 habe ich damit noch eine Abschiedsfahrt gemacht...und festgestellt, der Wechsel war für mich absolut in Ordnung, auch wenn das RM deutlich teuerer ist: Der Motor ist besser...3 Fahrmodi...kein Handyzwang...das RM ist mehr ein Rad geblieben als das C4...RM ist leichter als das C4...Ich habe das Gefühl, einen soliden Gegenwert unter dem A... zu haben, Cowboy lässt komplett in Fernost fertigen, und lässt einen im Dunkeln tappen, woher die drangeschraubten Teile kommen...beim RM schrappt und schleift nichts, im Gegensatz zu vielen ...(na ja, ich will keine Namen nennen)...
Das Rad mach mehr Spaß, als alle bisher besessenen und ausprobierten Räder, selbst in diesem "Rohzustand". Mit den Apps soll es noch besser werden...Mal sehen!
Habe ich was vergessen?
Happy biking..
novecolli