
gregi
Themenstarter
- Dabei seit
- 05.09.2020
- Beiträge
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- Reaktionspunkte
- 852
- Details E-Antrieb
- Neodrives Z20
Hallo zusammen
Auszug aus meinem privaten Blog
...
Kurz zu mir: 47 Jahre, 100 kg schwer, 190 cm groß und mitten im Leben....
Ich fahre schon immer gerne Fahrrad, jeden Morgen zur Arbeit und an den Wochenenden auch mal ein kleine Tour mit Frau und den Kinder. Aber da ich seit 12 Jahren in einer zwar schönen, aber recht hügelige Region im Südwesten lebe, gingen diese Sonntagsausflüge meist ins ausgedehnte und flachere Rheintal hinein. Die Berge, die sich hinterm Haus erheben, waren zum Wandern....und dafür suche ich eine Alternative.
Darum schnappte ich mir an einem schönen Samstag meine Frau und fuhr mit ihr zum örtlichen Fahrradladen, um mir mal diese Elektroräder anzuschauen, mit denen mittelalte Herrschaften so zügig an uns Wandersleuten vorbei, mit einer gewissen Lässigkeit, die steilen Waldwege hinaufsegeln. Schon saßen wir zum ersten mal auf E-Bikes zur Probefahrt: Cube MTBs mit Bosch CX Mittelmotor. Hui!
Mein Frau war weniger begeistert: "Das ist aber laut" (sie meinte den E-Motor, der leise sirrend das Pedalieren unterstützt) Ich: "Das ist doch nicht laut, das ist geil!"
Zwar neige ich gelegentlich zu Spontankäufen, doch bei einer solchen Investition braucht man Vergleiche. Ich bat um eine Probefahrt auf einem der teureren E-Bikes, die der Händler ebenfalls feilbietet. Er machte uns zwei Riese-Müller Räder startklar, auch mit Bosch Mittelmotor. Da das Riese-Müller zu meinen körperlichen (Aus-)Maßen besser passte, fühlte ich mich darauf wohler. Meine zierliche Begleitung war aber auch hier noch nicht so richtig überzeugt: "Die Umweltbilanz von diesen Akkus ist miserabel", "Brauchen wir schon so einen Rollator?" Ihre Argumente gegen diese Art der Fortbewegung kennt ihr sicher zu Genüge....
Doch ich hatte angebissen. Und da das Thema für mich absolutes Neuland war, recherchierte ich weiter im Internet: Bosch und sein CX-Motor ist scheinbar der Platzhirsch unter den E-Bike-Antrieben und gefühlt jedes zweite Pedelec fährt damit. Qualitativ bestimmt so gut wie die blauen Akkuschrauber aus dem selben Haus, wollte ich dennoch auch eine Alternative testen: Den Heckmotor. Der Neodrive Z20 ist wohl der ausgereifteste Heckantrieb am Markt und die Probleme des Vorgängers (Hitzeprobleme bei Steigungen) scheinen bei diesem „aufgebohrten“ Rollstuhlantrieb ausgemerzt.
Die Ernüchterung folgte dann beim örtlichen Fahrradladen. Der Verkäufer meinte lapidar, Heckmotoren führt er nicht und er kann davon nur abraten. Auch sein konkurrierender Kollege in der Innenstadt, den ich daraufhin aufsuchte, hält von Heckmotoren nichts, aber er könnte mir ein Kalkhoff Entice (Bosch CX) empfehlen. Auch das bin ich dann Probe gefahren. Ein sehr schönes und bequemes Bike. Das gäbe es auch in XXL mit 170kg zulässigem Gesamtgewicht - für die große Tour in den Ferien.
Trotzdem blieb ich bei der fixen Idee eines Heckmotors, doch dafür musste ich in die nächste große Stadt. Auch hier gestaltete sich die Suche nach einem Bike mit Hinterradantrieb nicht gerade einfach. Die großen Fahrradhäuser setzen alle auf Mittelmotor. Schließlich fand ich bei einem kleineren Händler ein Simplon Kagu mit Neodrive. Leider konnte ich das Rad nicht Probefahren, denn dafür hätte ich einen Termin machen müssen. Aber auf die Frage, warum denn Heckmotoren bei den Kollegen so unbeliebt wären, kam die entwaffnende Antwort des Simplon-Händlers, daß diese weniger Verschleiß verursachen. Und weniger Verschleiß bedeutet weniger Umsatz.
Zuhause befasste ich mich darum mit dem Thema Verschleiß. Scheinbar frisst so ein Mittelmotor die Kette und Kassette förmlich unterm Hintern weg. Was auch logisch ist, wenn man bedenkt, daß z.B. bei einem neuen Bosch CX bis zu 85 Nm an der Kette zerren. Da ich keine Lust habe jedes Jahr die Antriebseinheit zu tauschen, bietet sich der Riemenantrieb und die Nabenschaltung an. Die sollen robuster und verschleißärmer sein, aber die Nabenschaltung verträgt sich nicht mit einem Heckmotor (es geht nicht beides). Die Lösung lautet: Piniongetriebe.
Das war also mein Wunschbike: Neodrives Z20, Gates-Riemen und Piniongetriebe. Und wegen der Optik sollte der Akku im Rahmen verschwinden. Diese Kriterien grenzten meine Suche erheblich ein, aber leider wurden Probefahrten damit (fast) unmöglich - keiner der Händler in meinem Umkreis hatte diese Zusammenstellung am Lager.
Egal, wozu hat man denn das Internet? Und das Internet machte schnell klar, daß sich mein Wunschbike in einer anderen Preisklasse befindet.
Ich schwankte schließlich zwischen drei Favoriten: Poison Arsen, Mi-Tech Fusion E und das brandneue Möve E-fly up GT. Meine drei Favoriten waren natürlich auch unter subjektiven Gesichtspunkten ausgesucht und natürlich gibt es in dieser Zusammenstellung noch andere Bikes. Aber man muss sich irgendwann einschränken, zumal die Räder sich in diesem Segment qualitativ und preislich fast nichts schenken.
Das Poison Arsen hat neben den hochwertigen Komponenten, über die alle drei verfügen, auch die Möglichkeit, die Rahmenfarbe, die Aufkleber und alle anderen Komponenten frei zu konfigurieren. Man kann sich ein wirklich individuelles Bike zusammenstellen - für mich bitte mit Federgabel, in mattschwarz, mit schwarzen Speichen und schwarzen Speichennippel, ganz ohne Firmenlogo. Die Sticker mit roten Flammen würde ich mir dann selbst dran pappen ;-) In meiner Variante wären das 5780 € mit drei Jahre Garantie auf den Rahmen und 140 kg Gesamtgewicht.
Auch beim Mi-Tech Fusion E gibts die Möglichkeit den Rahmen in Wunsch-RAL-Farbe auszusuchen und hochwertige Komponenten, wie eine Federgabel, anzubauen. Leider konnte ich das zul. Gesamtgewicht nicht herausfinden und auch die Garantiebedingungen waren auf der Webseite nicht ersichtlich. Darum nehme ich an, daß die gesetzlichen Vorgaben greifen und das Rad die üblichen 140kg Gesamtgewicht trägt. In meiner Konfiguration für schlappe 5900 €.
Was den Lesestoff anbelangt, gab es jetzt schon einen Sieger: Möve. Dieser Hersteller hat mit seinem Alleinstellungsmerkmal, dem CyFly-Antrieb, für viel Diskussionsstoff im Internet gesorgt. Da ich mich nie für solche Dinge interessiert habe, kannte ich die Firma auch nicht. Ich stieß auf den Namen Möve erst auf den Webseiten der Firma Pinion, dem Getriebehersteller.
Ich möchte nicht darüber spekulieren, warum Möve mit dem GT von ihrem Spezialantrieb abgerückt ist. Aber wenn ich ehrlich bin, wäre ein CyFly-Antrieb auch für mich nicht in Frage gekommen und Möve hätte es mit dem ovalen Kettenblatt nicht in meine Top 3 geschafft. Das hat einen sehr subjektiven Grund: Ich bin nicht besonders technikaffin. Ich zähle mich nicht zu den „Early Adoptern“ und hätte keine Lust gehabt, diesen exotischen Antrieb in Tourpausen mit irgendwelchen Leuten zu diskutieren. Für mich ist der Mehrwert leider nicht so offensichtlich, wie er das z.B. bei einem Piniongetriebe ist. Wie auch immer, das Möve E-Fly Up GT fliegt ohne CyFly. Das Bike kam also genau richtig.
Möves E-Fly Up GT gibt es nur in drei Farben, aber mit selbstbewussten 10 Jahren Garantie auf den Rahmen, der für 170 kg Gesamtgewicht ausgelegt ist. Inklusive Schulzens Sattelstütze und einem stabilen Gepäckträger komme ich auf 5685 €. Und als Sahnehäubchen bietet Möve sogar eine Probefahrt an (Kostenpunkt 99 € inklusive Lieferung, die Kosten werden bei Kauf gutgeschrieben).
Nach meiner Online-Anfrage für eine Probefahrt, bekam ich einen Tag später einen Anruf von Möve Bikes um die Einzelheiten der Buchung abzuklären. Insbesondere ging es auch darum, keine Missverständnisse entstehen zu lassen, da die 14tägige Probefahrt nicht mehr angeboten wird und es im Netz widersprüchliche Informationen darüber gibt. Es hatte wohl zu viele Probleme mit defekten und als gestohlen gemeldete Fahrrädern gegeben.
Meine Probefahrt sollte 1,5 Stunden dauern, ein Techniker würde das Bike vorbeibringen, alle Fragen beantworten und es optimal einstellen. So war das dann auch. Der Techniker rief ein paar Tage später an, um einen Termin zu vereinbaren und genau 14 Tage nach meiner Bestellung stand der Möve-Lieferwagen vor dem Haus.
Ich hatte mir das Bike etwas filigraner vorgestellt. Was da vor mir stand war ein echter Brummer: Breite Reifen, ein kastenförmiges, wuchtiges Batteriefach, mattschwarz mit breitem Lenker. Das E-fly up GT macht der Bezeichnung SUV-Bike alle Ehre.
Ich klärte meine offenen Fragen und schließlich stieg ich auf und fuhr los.
Was mir sofort auffiel war, daß es einen Unterschied macht, ob man mit Heckantrieb oder Mittelmotor fährt. Der Mittelmotor tritt kräftig mit in die Pedale. Er verrichtet seinen Dienst eher im Hintergrund, effektiv und unauffällig.
Bei einem Heckmotor hat man, im Gegensatz dazu, ein gewisses "Motorradgefühl", denn der Neodrive schiebt das Bike förmlich nach vorne. Ein Grinsen kann man sich dabei nicht verkneifen. Und dann, leider, leider, hört er bei 26 km/h auf... Es ist eben immer noch ein Fahrrad und kein Moped.
Aber auch oberhalb der 25 km/h fällt das Pedalieren erstaunlich einfach. Jede Steigung wird problemlos genommen, der Neodrive schiebt den Berg hoch und die 125 kg Gesamtgewicht gleiten flott durch die Landschaft.
Was ebenfalls sofort auffällt: Der Motor läuft völlig lautlos. Nur das Ablaufgeräusch der breiten Reifen ist zu hören. (Das wird meine Frau freuen....)
Foto: Das Möve E-Fly up GT macht der Bezeichnung SUV-Bike alle Ehre. Eigenes Foto
Das Piniongetriebe schaltet präzise und sanft durch die Gänge. Beim Einlegen des 8 Gangs aber, wenn man das Pedalieren kurz unterbricht, wird man daran erinnert, daß man es mit einem Getriebe zu tun hat. Man spürt, wie der Gang eingelegt wird und die Zahnräder greifen. Ein bißchen wie bei einem Motorrad, wenn man noch im Stand von neutral in den ersten Gang schaltet um loszufahren. Auch wenn man rollt und mit den Pedalen ohne Druck hin und herschwingt, spürt man das Getriebe an den Füßen.
Völlig lautlos und unauffällig verrichtet der Gates-Riemen seinen Dienst.
Foto: Pinion C12 Getriebe und Gates - Antriebsriemen. Eigenes Foto.
Nach einer guten Stunde kehrte ich zurück und es war klar, daß ich mich von dem Möve nicht mehr trennen konnte. Das Teil wurde gekauft.
Am selben Abend bin ich dann nochmal losgefahren, eine etwas größere Runde mit Schotterpisten und Waldwegen. Die Rock Shox Paragon Gabel schluckt alle Unannehmlichkeiten gekonnt weg, die Schulz Sattelstütze hilft mit. Nach 35 Kilometern hatte ich noch 80 % Akkuleistung - jetzt konnte ich mal das Rekuperieren ausprobieren. Der Neodrive hat zwei Rekuperationsstufen, die bei langen Abwärtspassagen den Akku aufladen können. Nicht viel, aber immerhin. Ein positiver Nebeneffekt ist, daß dabei der Motor mitläuft - als eingebaute Motorbremse, was die Shimanobremsen schont. Das wird sicher noch Einfluß auf meinen Fahrstil haben....
Foto: Der Neodrive Z20 schiebt kräftig und kann bei längeren Abfahrten den Akku wieder etwas aufladen (Rekuperation). Eigenes Foto
Nach einem Tag kann ich noch nichts Negatives feststellen, außer vielleicht, daß man auf Mattschwarz wirklich jeden Dreckspritzer sieht.
Ich bin überzeugt, daß das E-Fly up GT bei Möve zu einem Verkaufsschlager werden kann. Das Rad spricht auch "konservative" E-Bikefahrer an, die weniger Wert auf technisch ausgeklügelte CyFly-Antriebe legen, sondern vielmehr auf bewährte und hochwertige Komponenten, die eine sinnvolle, verschleißarme Kombination ergeben und Spaß machen.
Foto: Auch auf losem Untergrund macht das GT Spaß. Eigenes Foto
Mal sehen, wie es weitergeht....
Schöne Grüße
gregor
Auszug aus meinem privaten Blog
...
Kurz zu mir: 47 Jahre, 100 kg schwer, 190 cm groß und mitten im Leben....
Ich fahre schon immer gerne Fahrrad, jeden Morgen zur Arbeit und an den Wochenenden auch mal ein kleine Tour mit Frau und den Kinder. Aber da ich seit 12 Jahren in einer zwar schönen, aber recht hügelige Region im Südwesten lebe, gingen diese Sonntagsausflüge meist ins ausgedehnte und flachere Rheintal hinein. Die Berge, die sich hinterm Haus erheben, waren zum Wandern....und dafür suche ich eine Alternative.
Darum schnappte ich mir an einem schönen Samstag meine Frau und fuhr mit ihr zum örtlichen Fahrradladen, um mir mal diese Elektroräder anzuschauen, mit denen mittelalte Herrschaften so zügig an uns Wandersleuten vorbei, mit einer gewissen Lässigkeit, die steilen Waldwege hinaufsegeln. Schon saßen wir zum ersten mal auf E-Bikes zur Probefahrt: Cube MTBs mit Bosch CX Mittelmotor. Hui!
Mein Frau war weniger begeistert: "Das ist aber laut" (sie meinte den E-Motor, der leise sirrend das Pedalieren unterstützt) Ich: "Das ist doch nicht laut, das ist geil!"
Zwar neige ich gelegentlich zu Spontankäufen, doch bei einer solchen Investition braucht man Vergleiche. Ich bat um eine Probefahrt auf einem der teureren E-Bikes, die der Händler ebenfalls feilbietet. Er machte uns zwei Riese-Müller Räder startklar, auch mit Bosch Mittelmotor. Da das Riese-Müller zu meinen körperlichen (Aus-)Maßen besser passte, fühlte ich mich darauf wohler. Meine zierliche Begleitung war aber auch hier noch nicht so richtig überzeugt: "Die Umweltbilanz von diesen Akkus ist miserabel", "Brauchen wir schon so einen Rollator?" Ihre Argumente gegen diese Art der Fortbewegung kennt ihr sicher zu Genüge....
Doch ich hatte angebissen. Und da das Thema für mich absolutes Neuland war, recherchierte ich weiter im Internet: Bosch und sein CX-Motor ist scheinbar der Platzhirsch unter den E-Bike-Antrieben und gefühlt jedes zweite Pedelec fährt damit. Qualitativ bestimmt so gut wie die blauen Akkuschrauber aus dem selben Haus, wollte ich dennoch auch eine Alternative testen: Den Heckmotor. Der Neodrive Z20 ist wohl der ausgereifteste Heckantrieb am Markt und die Probleme des Vorgängers (Hitzeprobleme bei Steigungen) scheinen bei diesem „aufgebohrten“ Rollstuhlantrieb ausgemerzt.
Die Ernüchterung folgte dann beim örtlichen Fahrradladen. Der Verkäufer meinte lapidar, Heckmotoren führt er nicht und er kann davon nur abraten. Auch sein konkurrierender Kollege in der Innenstadt, den ich daraufhin aufsuchte, hält von Heckmotoren nichts, aber er könnte mir ein Kalkhoff Entice (Bosch CX) empfehlen. Auch das bin ich dann Probe gefahren. Ein sehr schönes und bequemes Bike. Das gäbe es auch in XXL mit 170kg zulässigem Gesamtgewicht - für die große Tour in den Ferien.
Trotzdem blieb ich bei der fixen Idee eines Heckmotors, doch dafür musste ich in die nächste große Stadt. Auch hier gestaltete sich die Suche nach einem Bike mit Hinterradantrieb nicht gerade einfach. Die großen Fahrradhäuser setzen alle auf Mittelmotor. Schließlich fand ich bei einem kleineren Händler ein Simplon Kagu mit Neodrive. Leider konnte ich das Rad nicht Probefahren, denn dafür hätte ich einen Termin machen müssen. Aber auf die Frage, warum denn Heckmotoren bei den Kollegen so unbeliebt wären, kam die entwaffnende Antwort des Simplon-Händlers, daß diese weniger Verschleiß verursachen. Und weniger Verschleiß bedeutet weniger Umsatz.
Zuhause befasste ich mich darum mit dem Thema Verschleiß. Scheinbar frisst so ein Mittelmotor die Kette und Kassette förmlich unterm Hintern weg. Was auch logisch ist, wenn man bedenkt, daß z.B. bei einem neuen Bosch CX bis zu 85 Nm an der Kette zerren. Da ich keine Lust habe jedes Jahr die Antriebseinheit zu tauschen, bietet sich der Riemenantrieb und die Nabenschaltung an. Die sollen robuster und verschleißärmer sein, aber die Nabenschaltung verträgt sich nicht mit einem Heckmotor (es geht nicht beides). Die Lösung lautet: Piniongetriebe.
Das war also mein Wunschbike: Neodrives Z20, Gates-Riemen und Piniongetriebe. Und wegen der Optik sollte der Akku im Rahmen verschwinden. Diese Kriterien grenzten meine Suche erheblich ein, aber leider wurden Probefahrten damit (fast) unmöglich - keiner der Händler in meinem Umkreis hatte diese Zusammenstellung am Lager.
Egal, wozu hat man denn das Internet? Und das Internet machte schnell klar, daß sich mein Wunschbike in einer anderen Preisklasse befindet.
Ich schwankte schließlich zwischen drei Favoriten: Poison Arsen, Mi-Tech Fusion E und das brandneue Möve E-fly up GT. Meine drei Favoriten waren natürlich auch unter subjektiven Gesichtspunkten ausgesucht und natürlich gibt es in dieser Zusammenstellung noch andere Bikes. Aber man muss sich irgendwann einschränken, zumal die Räder sich in diesem Segment qualitativ und preislich fast nichts schenken.
Das Poison Arsen hat neben den hochwertigen Komponenten, über die alle drei verfügen, auch die Möglichkeit, die Rahmenfarbe, die Aufkleber und alle anderen Komponenten frei zu konfigurieren. Man kann sich ein wirklich individuelles Bike zusammenstellen - für mich bitte mit Federgabel, in mattschwarz, mit schwarzen Speichen und schwarzen Speichennippel, ganz ohne Firmenlogo. Die Sticker mit roten Flammen würde ich mir dann selbst dran pappen ;-) In meiner Variante wären das 5780 € mit drei Jahre Garantie auf den Rahmen und 140 kg Gesamtgewicht.
Auch beim Mi-Tech Fusion E gibts die Möglichkeit den Rahmen in Wunsch-RAL-Farbe auszusuchen und hochwertige Komponenten, wie eine Federgabel, anzubauen. Leider konnte ich das zul. Gesamtgewicht nicht herausfinden und auch die Garantiebedingungen waren auf der Webseite nicht ersichtlich. Darum nehme ich an, daß die gesetzlichen Vorgaben greifen und das Rad die üblichen 140kg Gesamtgewicht trägt. In meiner Konfiguration für schlappe 5900 €.
Was den Lesestoff anbelangt, gab es jetzt schon einen Sieger: Möve. Dieser Hersteller hat mit seinem Alleinstellungsmerkmal, dem CyFly-Antrieb, für viel Diskussionsstoff im Internet gesorgt. Da ich mich nie für solche Dinge interessiert habe, kannte ich die Firma auch nicht. Ich stieß auf den Namen Möve erst auf den Webseiten der Firma Pinion, dem Getriebehersteller.
Ich möchte nicht darüber spekulieren, warum Möve mit dem GT von ihrem Spezialantrieb abgerückt ist. Aber wenn ich ehrlich bin, wäre ein CyFly-Antrieb auch für mich nicht in Frage gekommen und Möve hätte es mit dem ovalen Kettenblatt nicht in meine Top 3 geschafft. Das hat einen sehr subjektiven Grund: Ich bin nicht besonders technikaffin. Ich zähle mich nicht zu den „Early Adoptern“ und hätte keine Lust gehabt, diesen exotischen Antrieb in Tourpausen mit irgendwelchen Leuten zu diskutieren. Für mich ist der Mehrwert leider nicht so offensichtlich, wie er das z.B. bei einem Piniongetriebe ist. Wie auch immer, das Möve E-Fly Up GT fliegt ohne CyFly. Das Bike kam also genau richtig.
Möves E-Fly Up GT gibt es nur in drei Farben, aber mit selbstbewussten 10 Jahren Garantie auf den Rahmen, der für 170 kg Gesamtgewicht ausgelegt ist. Inklusive Schulzens Sattelstütze und einem stabilen Gepäckträger komme ich auf 5685 €. Und als Sahnehäubchen bietet Möve sogar eine Probefahrt an (Kostenpunkt 99 € inklusive Lieferung, die Kosten werden bei Kauf gutgeschrieben).
Nach meiner Online-Anfrage für eine Probefahrt, bekam ich einen Tag später einen Anruf von Möve Bikes um die Einzelheiten der Buchung abzuklären. Insbesondere ging es auch darum, keine Missverständnisse entstehen zu lassen, da die 14tägige Probefahrt nicht mehr angeboten wird und es im Netz widersprüchliche Informationen darüber gibt. Es hatte wohl zu viele Probleme mit defekten und als gestohlen gemeldete Fahrrädern gegeben.
Meine Probefahrt sollte 1,5 Stunden dauern, ein Techniker würde das Bike vorbeibringen, alle Fragen beantworten und es optimal einstellen. So war das dann auch. Der Techniker rief ein paar Tage später an, um einen Termin zu vereinbaren und genau 14 Tage nach meiner Bestellung stand der Möve-Lieferwagen vor dem Haus.
Ich hatte mir das Bike etwas filigraner vorgestellt. Was da vor mir stand war ein echter Brummer: Breite Reifen, ein kastenförmiges, wuchtiges Batteriefach, mattschwarz mit breitem Lenker. Das E-fly up GT macht der Bezeichnung SUV-Bike alle Ehre.
Ich klärte meine offenen Fragen und schließlich stieg ich auf und fuhr los.
Was mir sofort auffiel war, daß es einen Unterschied macht, ob man mit Heckantrieb oder Mittelmotor fährt. Der Mittelmotor tritt kräftig mit in die Pedale. Er verrichtet seinen Dienst eher im Hintergrund, effektiv und unauffällig.
Bei einem Heckmotor hat man, im Gegensatz dazu, ein gewisses "Motorradgefühl", denn der Neodrive schiebt das Bike förmlich nach vorne. Ein Grinsen kann man sich dabei nicht verkneifen. Und dann, leider, leider, hört er bei 26 km/h auf... Es ist eben immer noch ein Fahrrad und kein Moped.
Aber auch oberhalb der 25 km/h fällt das Pedalieren erstaunlich einfach. Jede Steigung wird problemlos genommen, der Neodrive schiebt den Berg hoch und die 125 kg Gesamtgewicht gleiten flott durch die Landschaft.
Was ebenfalls sofort auffällt: Der Motor läuft völlig lautlos. Nur das Ablaufgeräusch der breiten Reifen ist zu hören. (Das wird meine Frau freuen....)


Foto: Das Möve E-Fly up GT macht der Bezeichnung SUV-Bike alle Ehre. Eigenes Foto
Das Piniongetriebe schaltet präzise und sanft durch die Gänge. Beim Einlegen des 8 Gangs aber, wenn man das Pedalieren kurz unterbricht, wird man daran erinnert, daß man es mit einem Getriebe zu tun hat. Man spürt, wie der Gang eingelegt wird und die Zahnräder greifen. Ein bißchen wie bei einem Motorrad, wenn man noch im Stand von neutral in den ersten Gang schaltet um loszufahren. Auch wenn man rollt und mit den Pedalen ohne Druck hin und herschwingt, spürt man das Getriebe an den Füßen.
Völlig lautlos und unauffällig verrichtet der Gates-Riemen seinen Dienst.

Foto: Pinion C12 Getriebe und Gates - Antriebsriemen. Eigenes Foto.
Nach einer guten Stunde kehrte ich zurück und es war klar, daß ich mich von dem Möve nicht mehr trennen konnte. Das Teil wurde gekauft.
Am selben Abend bin ich dann nochmal losgefahren, eine etwas größere Runde mit Schotterpisten und Waldwegen. Die Rock Shox Paragon Gabel schluckt alle Unannehmlichkeiten gekonnt weg, die Schulz Sattelstütze hilft mit. Nach 35 Kilometern hatte ich noch 80 % Akkuleistung - jetzt konnte ich mal das Rekuperieren ausprobieren. Der Neodrive hat zwei Rekuperationsstufen, die bei langen Abwärtspassagen den Akku aufladen können. Nicht viel, aber immerhin. Ein positiver Nebeneffekt ist, daß dabei der Motor mitläuft - als eingebaute Motorbremse, was die Shimanobremsen schont. Das wird sicher noch Einfluß auf meinen Fahrstil haben....

Foto: Der Neodrive Z20 schiebt kräftig und kann bei längeren Abfahrten den Akku wieder etwas aufladen (Rekuperation). Eigenes Foto
Nach einem Tag kann ich noch nichts Negatives feststellen, außer vielleicht, daß man auf Mattschwarz wirklich jeden Dreckspritzer sieht.
Ich bin überzeugt, daß das E-Fly up GT bei Möve zu einem Verkaufsschlager werden kann. Das Rad spricht auch "konservative" E-Bikefahrer an, die weniger Wert auf technisch ausgeklügelte CyFly-Antriebe legen, sondern vielmehr auf bewährte und hochwertige Komponenten, die eine sinnvolle, verschleißarme Kombination ergeben und Spaß machen.

Foto: Auch auf losem Untergrund macht das GT Spaß. Eigenes Foto
Mal sehen, wie es weitergeht....
Schöne Grüße
gregor