Allegro Champion II - Test und Erfahrungen

Diskutiere Allegro Champion II - Test und Erfahrungen im S-Pedelecs und anderes mit E-Motor Forum im Bereich Diskussionen; Hallo Im Jumbo Aktionen Prospekt von Anfang 2023 war ein dem Trelago speedster sehr ähnlich aussehendes E-Bike abgebildet. Mein Interesse war...
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #1
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
Hallo

Im Jumbo Aktionen Prospekt von Anfang 2023 war ein dem Trelago speedster sehr ähnlich aussehendes E-Bike abgebildet. Mein Interesse war geweckt, denn ich bin mit dem speedster nach über 10 Monaten und mehr als 2000 gefahrenen km nicht zufrieden. Siehe für weitere Infos den ausführlichen Bericht an:
TRELAGO Speedster (Schweiz) - Test und Erfahrungen

Das Allegro Champion II passte mir auf der Proberunde ähnlich gut wie das speedster und ich erwartete, dass die Fehler und Unzulänglichkeiten des speedster nicht vorhanden sind, andere Vorteile des speedster hingegen schon. Nach ein paar hundert gefahrenen Kilometern kann ich nun über meine ersten Tests und Erfahrungen berichten, natürlich auch im Vergleich zum speedster. Zuerst ein paar Bilder vom Champ in Schwarz und Cashmere-Gold (die nennen die Farbe tatsächlich so, ist metallisiert und sieht im Sonnenlicht super aus):

CS links 1.jpg CS rechts.jpg CS links 2.jpg

CG links 1.jpg CG rechts.jpg CG links 2.jpg 14 Ansicht mit Tasche.jpg

Auffällig sind bei beiden E-Bikes der gleich gestaltete Rahmen (Herren) und dessen Abmessungen. Obwohl sich die Rahmen in den Dimensionen wenig unterscheiden, sitze ich auf dem Allegro sportlicher und weniger aufrecht. Ich habe den 50cm Rahmen gewählt, denn beim Probefahren war mir (176cm) der 56cm Rahmen zu lang. Im direkten Vergleich fühlte sich vom Handling der 50er wie ein Sportwagen und der 56er wie eine Limousine an. Ich entschied mich für den Sportwagen. 🏎️ :D

Champ Schweissnaht vorne.jpg Champ Schweissnaht Sattel.jpg Champ Lenker.jpg 6 Kabel Lenker vorne.jpg

Der Allegro Rahmen weist an den oberen gut sichtbaren Stellen keine Schweissnähte auf. Das wirkt edel im Vergleich zu den dicken, gut sichtbaren Schweissnähten des speedster. Beide E-Bikes haben ein ähnliches Kabelgewirr am Lenker, beim Champion etwas weniger. Auf die Funktionen hat das keinen Einfluss ausser dass es keine Hupe hat. Die Glocke war mir aber ein wenig zu diskret und deshalb habe ich noch eine klassische und laute Klingel installiert.
Im Vergleich haben das speedster und Allegro viele gleiche oder ähnliche Bauteile, die beim speedster generell einiges günstiger sind. Sie dürften also austauschbar sein, was neue Möglichkeiten eröffnet. Zum Beispiel den sehr grossen und praktischen Gepäckhalter vom speedster für das Champion, wenn man Touren macht. Umgekehrt finde ich den Rückspiegel beim speedster besser. Er ist zwar kein Designerstück und steht weit ab. Aber er verstellt sich nicht und bietet eine eindeutig bessere Sicht nach hinten. Beim Champ musste ich den Spiegel bei der kleinsten Berührung neu richten und viel länger in den originalen Rückspiegel schauen, bis ich die Situation sicher erfasste. Zudem stellt der abstehende Rückspiegel für Autofahrer ein visuelles Hindernis dar, das es grosszügig zu umfahren gilt. :oops: Sehr gut! (y) Diese Sicherheitsaspekte sind mir wichtig und deshalb habe ich den Rückspiegel getauscht.

Champ Lenker links.jpg Champ Lenker mit RS.jpg

Das Allegro hat generell höherwertige Komponenten verbaut, speziell Bremsen von Tektro, ein 150Lux helles Vorderlicht von Busch+Müller (IQ-X) und Räder mit breiteren Felgen. Leider sind teure Teile nicht kompatibel, allen voran der Akku. Obwohl gleich in Kapazität (ca. 650mAh) und Aufbau werden sie unterschiedlich eingesetzt, haben andere Kontaktpunkte und sind preislich stark unterschiedlich (500 zu 800 CHF). Weshalb nur? :(

Champ Bremse vorne.jpg Champ Bremse hinten.jpg Champ Licht.jpg

Beim Champ scheint eine ähnliche Suntour Vordergabel (nex 45) verbaut zu sein wie beim speedster. Dort ist mir die Vordergabel wegen des zu grossen Spiels ein grosses Ärgernis! Bei der vom Champ ist das Spiel viel geringer und soweit okay. Ich hatte bisher nicht genug Zeit, dies genauer über einen längeren Zeitraum zu prüfen. Ich hoffe, dass das Spiel nicht grösser wird und sie sich bewährt.

Soviel für den Moment.

Gruss
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #2
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
Hallo

Im zweiten Teil des Berichts geht es um das Schalten, Bremsen und Reichweite.

Champ Gangwechsel.jpg Champ Kurbel.jpg
Das Schaltwerk Shimano Deore M6000 schaltet präzise (kein Deore XT, wie im Internet angegeben) und leicht. Auch hier ist der Nabenmotor sehr hilfreich, denn er entspannt den ganzen Antrieb von der Kurbel bis zum Rad.
Ich fand nur 10 Gänge statt 11 wie beim speedster zuerst etwas bescheiden, aber in beiden Fällen beträgt die Spreizung 11-42. Das speedster hat ein Zahnrad mehr, macht aber nichts daraus. :oops: Nur eine feinere Abstufung. Zudem fahre ich das speedster nie auf dem kleinsten Ritzel, weil ich dann auch bei hoher Geschwindigkeit viel zu langsam pedaliere. Beim Champ ist vorne ein 44er Zahnrad montiert statt einem 50er wie beim speedster, was somit grundsätzlich ein leichteres oder schnelleres Pedalieren ermöglicht. Meinem Fahrstil kommt dies entgegen, denn jetzt nutze ich die Bandbreite vollständig aus zusammen mit dem Vorteil, dass am steilen Berg mehr Pedal Unterstützung möglich ist. Damit kann der 500W 48Nm Bafang Nabenmotor genügend drehen, was trotz seiner internen 4:43 Übersetzung nötig ist.

Der erste Eindruck des Bremsverhalten des Allegro ist problemlos und leise! (y) Offenbar sind bessere Bremsbeläge in den Bremsen Tektro Auriga als beim speedster verbaut (keine kratzenden Geräusche). Die Bremsscheiben haben 160mm Durchmesser, alles passt gut zusammen (Bilder im vorherigen Beitrag). Anders beim speedster. Die Union Bremsen brauchen vorne und hinten ein Adapterstück wegen der verwendeten 180mm Bremsscheibe und ich musste bei der Vorderbremse noch Zwischenringe einlegen, um ein Schleifen zu verhindern.

speedster Bremse Hinterrad.jpg speedster Bremse Vorderrad.jpg

Schliesslich ist aber die Bremsleistung entscheidend, und da sollten die 180mm Scheiben vom speedster eigentlich einen besseren Job machen.
Beim gleich wie beim speedster durchgeführtem Bremstest stieg beim Champion das Hinterrad in die Höhe bzw. kam ins Schleudern. Das war gar nicht angenehm und ich habe das so beim speedster nicht erlebt. An unterschiedlichen Radständen oder Sitzhöhen kann es nicht liegen, weil bei beiden E-Bikes fast gleich.
Nachfolgend die durchschnittlichen Bremsstrecken, Werte in Klammern vom speedster:
25km/h: 2,6 m (3,7)
30km/h: 3,8 m (4,7)
35km/h: 5,0 m (6,4)
40km/h: 6,7 m (7,3)
45km/h: 8,0 m (9,5)
Champ Bremsweg 30.jpg
Obwohl das Champion eine kleinere Bremsscheibe hat, ist dessen Bremsweg signifikant kürzer als beim speedster. Dies ist somit auf die besseren Bremsbeläge zurückzuführen und die stärkere Bremsleistung ist vermutlich der Grund für das unruhige Hinterrad beim Champion. Natürlich wäre ein kurzer Bremsweg und ein stabiles Hinterrad das Beste. Im Falle eines Falles bevorzuge ich aber einen kürzeren Bremsweg. Die 160mm Bremsscheiben ermöglichen also den kürzest möglichen Bremsweg, 180mm Bremsscheiben sind in diesem Fall nicht nötig. Bei langen Passabfahrten wären aber grössere Bremsscheiben wegen der Wärmekapazität schon besser.

Das Allegro Champion hat nominell einen 672mAh Akku. Es ist zu kalt für korrekte Messungen und anspruchsvolle Touren wie beim speedster habe ich noch nicht durchgeführt. Erste Messungen ergaben eine maximale Reichweite von 50km bei relativ hoher Geschwindigkeit. Verglichen mit dem speedster ist das gefühlsmässig eine geringere Reichweite, aber ich bin auch schneller und leichter unterwegs. Dazu im nächsten Beitrag mehr. Und noch etwas: wenn der Strich unter der Balkenanzeige blinkt sollte man die Motorunterstützung gleich abschalten. Denn dann hat man für die restliche Fahrt wenigstens noch Licht. Ansonsten fährt man sehr bald wie beim speedster bio und dunkel ... in der Nacht suboptimal. ;)
Im weiteren kann ich im Display nebst der ODO Reichweite zwei Trips unabhängig voneinander auf 0 stellen. Das ermöglicht zwei unabhängige Tageskilometer Zähler, also zum Beispiel unterschiedliche Hin- und Rückfahrt oder einer gibt den verbrauchten Akku in km an, der andere die Reisekilometer. Nettes Feature. :)

Im nächsten und letzten Beitrag geht es dann um das Fahrverhalten und die Motorunterstützung. Wird aber noch eine Weile brauchen.

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #3
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
Hallo

wie angekündigt hier nun meine Erfahrungen betreffend Fahrverhalten und Motorunterstützung.

Ohne Motorunterstützung fährt sich das Champion II so leicht und inklusive gutem Handling wie ein normales Fahrrad, natürlich immer unter dem Aspekt des hohen Gewichtes. Der 50er Rahmen fährt sich wie bereits erwähnt Sportwagen mässig, der 56er eher wie eine Limo (bezogen auf meine Grösse). Nach oben geht es dann nur schwer voran, man merkt die knapp 30kg. Aber dafür hat man ja Elektronen eingepackt. :giggle:

Die Stärke der Motorunterstützung kann in 9 Stufen angewählt werden. Gemäss Anleitung basieren sie auf der Geschwindigkeit. Beim Champion ist es aber etwas schwierig, die Art der Regelung bzw. Unterstützung in Worte zu fassen. Nicht dass sie schlecht wäre, sie ist meiner Meinung nach sogar sehr gut, aber eben schwierig zu beschreiben, weil sie sich nicht einfach nur an der Geschwindigkeit orientiert. Salopp formuliert: „Bei langsamen Geschwindigkeiten gibt es viel Unterstützung, bei hohen Geschwindigkeiten wenig bis viel, je nach gewählter Stufe“. Was heisst das im Detail?

Mit der kleinsten Motorunterstützung 1 beschleunigt das Allegro in der Ebene sanft auf 20-25km/h. Man kann also selbst mit leichtestem Pedalieren nicht langsamer fahren. :oops: Wer langsamer fahren will, muss auf Stufe 0 (Motor aus) schalten. Für mich kein Problem, weil es dann wirklich sehr leicht vorwärts geht. Man kann also mit Stufe 1 in der Ebene losfahren und problemlos bis 45km/h beschleunigen, denn interessanterweise spürt man dann immer noch eine geringe Unterstützung des 500W Bafang Nabenmotors! (y) Sobald es aber aufwärts geht, wird die Fuhre mit Stufe 1 deutlich langsamer, weil eben die Motorkraft fehlt. Es muss höher geschaltet werden, wenn man auch bei Steigungen eine gute Motorunterstützung haben will. Mit einer etwas stärkeren Motorunterstützung fährt man in der Ebene interessanterweise zuerst nicht schneller. Erst ab Stufe 4 wird man in der Ebene bei leichtem Pedalieren schneller als die 25km/h. Jetzt ist die Unterstützung auch bei höheren Geschwindigkeiten besser, man fährt also zum Beispiel bei 40km/h etwas leichter. Erste Schlussfolgerung: Hat man noch genug Kraft in den Beinen, fährt man alles mit Stufe 1, hat man keine mehr, mit Stufe 9. Bei 45km/h ist natürlich Ende Feuer.

Mir scheint, dass die Motor Regelung wenig Geschwindigkeit basiert ist sondern eher Stromstärke basiert. D.h. bei Stufe 1 fliesst sehr wenig Strom, bei Stufe 9 sehr viel. Fährt man langsam, spürt man den fliessenden Strom natürlich stärker als bei höherer Geschwindigkeit. Bei irgendeiner Stufe dazwischen pendelt sich das für jeden persönlich optimale Verhältnis zwischen Unterstützung und Eigenleistung ein. Für mich ist das Fahren mit Stufe 3-4 sehr harmonisch für ein nicht maximal schnelles Dahingleiten in der Ebene und eine etwas geringere Geschwindigkeit bei Anstiegen. Ich finde es nämlich sehr angenehm, wenn ich bei Anstiegen langsamer werde und etwas stärker treten muss. Das kommt meinem normalen Velofahren sehr nahe. Zudem kann ich jederzeit über die 10-Gang Schaltung die optimale Trittfrequenz wählen. Zweite Schlussfolgerung: Welche Stufe einem am besten passt ist so jederzeit individuell und schnell einstellbar, natürlich und vor allem bei Fahrt.

Die Entwickler des Motormanagements haben es meiner Meinung exzellent geschafft, die Unterstützung harmonisch zu gestalten. Ich glaube, dass sie in das Motormanagement ziemlich viele Parameter sehr intelligent eingebunden haben. Ohne dass ich es genau weiss, scheinen sie eine geschwindigkeitsabhängige Stromstärke zum Motor nach vielen Parametern zu regeln. Dazu hilft sicher die hohe Auflösung der Trittfrequenz an der Kurbelwelle.
Champ Kurbel Detektion.jpg
Der Vorteil dieser Regelung liegt darin, dass man sich nicht mehr um die Geschwindigkeit kümmern muss, sondern nur noch darum, wie stark man unterstützt sein will. Bei langsamer Fahrt gibt es relativ viel Unterstützung, oben hinaus wenig bei kleinen Stufen und viel bei hohen Stufen. Dies ermöglicht ein sehr stufenschaltfaules Fahren. Die Geschwindigkeit wird mit der Tretstärke bzw. -frequenz reguliert, die Motorunterstützung passt sich quasi automatisch an. Wohlverstanden, es gibt keinen Drucksensor! Alles wird über den Algorithmus des Programms gesteuert.

Wie fährt das Allegro mit Motorunterstützung im Vergleich zum speedster, das ebenfalls 9 Stufen hat? Ganz anders, obwohl beide Antriebe technisch und auch in der Anzahl Unterstützung Stufen (9) gleich sind. Beim speedster geben die 9 Stufen die zu erreichende Zielgeschwindigkeit vor (5km/h pro Stufe). Der Nabenmotor unterstützt stark, bis die Zielgeschwindigkeit erreicht ist. Fährt man aber schneller, gibt es gar keine Unterstützung. Man fährt quasi gegen eine Wand an. Die Regelung ist also eine Art Tempomat. Somit muss beim speedster sehr häufig 'stufen-geschaltet' werden, weil der Tempomat die Zielgeschwindigkeit unbedingt erreichen will, darüber aber gar keine Unterstützung mehr vorhanden ist. Beim Champ fährt es sich viel flüssiger, angenehmer, entspannter. Die Geschwindigkeit gibt man nur mit der Stärke des Pedalierens vor.

Der unterstützte Antritt des Allegro Champion II ist wesentlich sanfter und verzögerter als beim speedster. Aus Stand aber auch nach Trittpausen vergeht eine gewisse Zeit, bis sich die Motorunterstützung positiv bemerkbar macht. Es ist sogar eine gewisse Hemmung spürbar, wenn man nur langsam tritt. Anders beim speedster: die Motorunterstützung kommt ruckzuck und ist heftig. Man wird förmlich durch die Gegend geschoben, fast wie auf einem E-Roller. Ideal wäre aus meiner Sicht ein Mittelding zwischen Champion und speedster Antritt. Aber das ist Jammern auf höchster Stufe. :cry:

Eine Überlast des Motors wird von der Regelung zuverlässig verhindert. Man kann also auch mit einer hohen Stufe den Berg rauf, natürlich nur langsam und gut pedalierend, um den Nabenmotor nicht abzuwürgen. Ein S-Pedelec ist kein Bergfloh!

Gruss
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #4
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
Hallo zusammen

Nach weiteren alltäglichen Fahrten und auch längeren Touren kann ich die erreichbaren Reichweiten besser einschätzen. Dazu gehört auch das Fahrverhalten bzw. die geleistete Unterstützung. Interessanterweise hat sich herausgestellt, dass ich zu 90% mit der kleinsten Unterstützung 1 (von 9) fahre. :oops: Sind die anderen Unterstützungen zu stark oder brauche ich gar kein E-Bike, weil ich so heftig pedale? Weder noch.
Wie bereits weiter oben erwähnt ist die Motorunterstützung so programmiert, dass es dabei keine Begrenzung der Geschwindigkeit gibt. Stufe 1 unterstützt (theoretisch) bis 45km/h. Mit Stufe 1 fahre ich sehr angenehm mit 35km/h in der Ebene, bei Steigungen natürlich langsamer. Ist die Steigung länger schalte ich auf Stufe 3 für eine bessere Unterstützung. Stufen 6-9 verwende ich nicht, denn dann muss ich für meinen Geschmack zu wenig selber treten. Aber natürlich kann das individuell gehandhabt werden.

Die so erreichte Reichweite beträgt bei den nun angenehmeren Temperaturen 60km. Das entspricht meinen bisherigen Erfahrungen von etwa 1kWh/100km bei durchschnittlich 30-35km/h. Ist man schneller unterwegs, fährt man weniger weit. Noch langsamer fahren bringt kaum etwas, ausser man stellt den Motor ab. Dann wird es aber auch bei sehr geringen Steigungen ziemlich mühsam.

An dieser Stelle noch die Bemerkung, dass einzelne E-Bike Hersteller enorme Reichweiten angeben, umgerechnet so zwischen 160-200km für 1kWh. Das ist reine Werbung und hat mit der Realität absolut nichts zu tun. Vielleicht rechtfertigen sie damit die hohen Preise? :sneaky: Eigentlich müsste ein einheitlicher Messstandard eingeführt werden (analog zu dem von den Autos). Und jetzt wird mir bewusst, dass auch Elektroautos mit etwa 13-15kWh/100km zuviel Strom brauchen ... :unsure:
Aber die fahren ja auch viel schneller. Manchmal jedenfalls. ;)

Gruss
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #5
fz10

fz10

Dabei seit
26.02.2019
Beiträge
112
Reaktionspunkte
85
Das sehe ich auch so, im Flachen braucht man eigentlich bei 25 bis 30 km/h fast keine elektrische Unterstützung. Deshalb sehe ich auch es auch realistisch 1 kWh für 100 km. Will man aber 45 und mehr fahren und hat Hm zu bewältigen kommt man schnell auf 1kWh für 50 km. Bei Gegenwind hat man schnell noch 10 bis 20 % mehr. Ausser man liegt förmlich auf dem dem Rad (bzw. Liegerad).

Danke übrigens für deinen grossartigen Einsatz und die schönen Bilder hier. Übrigens beim Trelago Speedster hat es bei mir auch das Hinterrad bei einer Vollbremsung “gelupft“. Beim Speedster war das dosieren schlecht, weil die “chinesischen“ Bremsbeläge können nur Zubeissen oder nicht. Leider ist es so dass man bei Geschwindigkeiten von 45 km/h doch oft noch mit einer Vollbremsung umgehen kann. Immer wieder nimmt ein Auto einem den Vortritt oder eben andere “gefährliche“ Situationen. Bremsen ist meiner Meinung nach wichtiger als Fahren, deshalb ist es gut, dass der Champion einen kürzeren Bremsweg hat.
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #6
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
¡Hola!

Nachfolgend der technische Erfahrungsbericht meiner ersten grossen trans-Pyrenäen e-Bikepacking Tour in Spanien! (y) 🚴‍♂️ ☀️ :D

187ddcbcd77.png


Liebe Moderatoren, diesen Beitrag bitte nicht löschen oder verschieben! Bei diesem Tour Bericht geht es ausschliesslich um technische Aspekte und keine touristischen. Dieser Bericht ist Teil des umfangreichen Testberichtes über das Allegro Champion II und gehört meiner Meinung nach hierhin. Vielen Dank! 🙏

Im Frühling 2023 habe ich mich entschlossen, mit meinem neuen Champ meine erste grosse e-Bikepacking Tour zu machen. Das e steht sowohl für elektrisch als auch für "easy", weil ich nicht zur Hardcore Bikepacking Szene gehöre, die bei jedem Wind und Wetter überall und nur bio unterwegs ist. Als Ziel meiner Reise habe ich eine quer-durch-die-Pyrenäen-Tour geplant, weil ich
  • die Pyrenäen nicht kenne,
  • mich Bilder aus dieser Gegend fasziniert haben und
  • viele Passfahrten nötig sein werden, um die Tour erfolgreich durchzuführen. 🥵
Also ideale Testbedingungen für meinen Champ! Natürlich ist mir klar, dass ein S-Pedelec keine Bergziege ist. Wie schon beim Trelago speedster festgestellt, liegen Passfahrten durchaus drin, wenn vielleicht bei den steilsten Passagen geschoben statt gefahren wird. Ansonsten waren alle Strassen problemlos befahrbar. Ich fuhr keine einzige S0-X Strecke, nur wenige Kieswege, sonst nur Asphalt.

20kg als Gepäck waren in zwei seitlichen Taschen und eine kleinere auf dem Gepäckträger verstaut. Mit dabei war ein zweiter Akku mit Ladegerät, weil ich nicht wusste, wie weit ein einziger Akku reicht und einzelne längere Abschnitte geplant waren. Ebenfalls wollte ich sicherstellen, dass ich die Tour nicht wegen eines Akku- oder Lader Defektes abrupt beenden musste. Die dabei erreichten Reichweiten sind ein wesentlicher Teil dieses Tests und daneben auch alle anderen technischen Aspekte und eventuelle Vorfälle während meiner Tour. Natürlich hatte ich das wichtigste Werkzeug dabei. Dieses war aber nur für mechanische Defekte wie Reifenwechsel zu gebrauchen, nicht für elektrische. Dieses Risiko ging ich bewusst ein.

Begonnen habe ich die Tour mit 290km auf dem Tacho, also mit einem neuen, zuhause ausreichend getesteten Champ. Am Ende der Tour waren 1500km drauf, wovon zuletzt 100km in Südfrankreich als Tour Ausklang gemacht wurden. Die Pyrenäen Tour selbst war also etwa 1100km lang und wies gemäss meinem Navi System Komoot 18'000hm auf, welche ich in drei Wochen durchfuhr. Das ist nicht besonders schnell, aber wie bereits oben erwähnt bin ich kein Hardcore Bikepacker und ich wollte nebst der Velofahrt viele Wanderungen und sonstige Besichtigungen machen. Also ganz easy! :cool: Anspruchsvoll blieb es trotzdem. :)

Gesamtübersicht meiner Pyrenäen Tour samt Höhenprofil und etwa 16 gefahrenen Pässen:
Gesamte Tour mit Höhenprofil.jpg


Bevor ich in meinen nächsten Beiträgen auf die technischen Details und Vorkommnisse zu sprechen komme, sei auf einen besonderen Umstand hingewiesen. Etwa ab km 170 trat leider ein technischer Defekt auf, der mich wie ein Damokles Schwert über den Rest der Tour begleitet hat und unter Umständen zu einem sofortigen Abbruch der Tour gezwungen hätte. Ich gebe euch etwas Zeit, um über diesen Defekt zu spekulieren. Schreibt doch kurz eure Meinung, denn es interessiert mich, mit was "man" auf so einer Tour rechnen sollte oder könnte. :unsure:

Gruss (y)
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #7
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
¡Hola!

Als erstes nun Informationen zu den erreichten Reichweiten. Grundsätzlich bin ich zu 96% (oder sogar mehr) mit der Unterstützungsstufe 1 gefahren, unabhängig davon, ob bergauf oder in der Ebene. Wie bereits vorher beschrieben verhält sich die Unterstützung adaptiv. D.h. bei flachem Gelände kann ich leicht 35km/h oder mehr fahren, bergauf geht es wesentlich langsamer vorwärts. Mir genügte dieses Spektrum vollständig, denn ich wollte nicht so rasch als möglich von A nach B kommen sondern unterwegs vieles sehen und habe deshalb auch viele Fotohalte gemacht. Wie erwartet war mir diese Art der Unterstützung sehr angenehm, denn ich musste defacto die Unterstützungsstufe nie wechseln. Nur bei langen flachen, relativ langweiligen Strecken habe ich auf Stufe 3-4 geschaltet, um etwas mehr kühlenden Fahrtwind zu bekommen. 🚲💨
Steil bergauf ging es nur langsam vorwärts, so um die 13-15km/h. Im späteren Verlauf der Tour bin ich manchmal abgestiegen und habe die 50kg gestossen, wenn die Geschwindigkeit gegen 10km/h abfiel. Ob ich diese steilsten Passagen fahre oder gehe spielt zeitlich kaum eine Rolle, beim Energiehaushalt hingegen schon. Nur zu Beginn der Tour habe ich bei längeren Tagesetappen darauf geachtet, sparsam mit den Elektronen umzugehen. Nachdem ich jedoch mehr Erfahrung gesammelt habe, verzichtete ich auf eine besondere Sparsamkeit.
Nachfolgend die mit einem Akku gefahrenen Tagesetappen aus Komoot mit dem entsprechenden Höhenprofil. Ich habe nur die längeren, sprich interessanteren Etappen aufgeführt.

Pyr1 A-F.jpgPyr2 F-SP.jpgPyr6 S-CdP.jpg
Pyr8 CdP-CdN.jpgPyr14 S-CdS.jpgPyr15 CdS-G.jpg
Alle Etappen sind zwischen 60 und 70km lang und weisen bis zu 1200 Höhenmetern auf, die Durchschnittsgeschwindigkeit war um die 20km/h. Eine solche Reichweite für den 670mAh Akku habe ich nicht erwartet und war sehr positiv überrascht.

Bei den sehr langen Tagesetappen habe ich auch den zweiten Akku verwenden müssen.

Pyr3 SP-S.jpgPyr9 CdN-S.jpg
Bei Pyr3 erfolgte der Akkuwechsel bei 80km (!) vor dem letzten Anstieg, bei Pyr9 nach etwa 70km.

Pyr19a A-LdB.jpgPyr19b A-LdB.jpg
Bei Pyr19 habe ich nach 25km den zweiten Akku eingesetzt, den ich 70km weit fuhr. Danach bis Ende wieder mit dem ersten Akku gefahren.

Pyr21a LdB-P.jpgPyr21b LdB-P.jpg
Bei Pyr21a fuhr ich bis 46km, den Rest (Anstieg 250hm, 25km) nicht. Weshalb steht hier nicht zur Diskussion. Pyr 21b fuhr ich mit dem ersten Akku weitere 42km um dann den Akku Wechsel zu machen.

Ich habe nicht gemessen, wieviel vom zweiten Akku gebraucht wurde, aber er war nie annähernd leer gefahren. Auch hier haben mich die effektiv erreichten Reichweiten positiv überrascht und das trotz schwerem Gepäck. Es hat sich wieder einmal bestätigt: Geschwindigkeit frisst Elektronen, Höhenmeter weniger. Letzteres aus dem einfachen Grund, dass die investierte elektrische Energie als potentielle Energie für die Abfahrt bereitsteht, wenn nicht dauernd gebremst werden muss. Im übrigen habe ich die fehlende Rekuperation nicht vermisst. Einerseits will ich bei Abfahrten nicht herunterschleichen sondern nach der anstrengenden Auffahrt eine schöne und relativ schnelle Abfahrt geniessen. Und zweitens musste ich dank der Topografie nicht wirklich stark und lange bremsen, da der Fahrtwind selber recht gut bremst.

Fazit: Bei meiner nächsten Tour werde ich die Länge der Tagesetappen so wählen, dass nur ein Akku reicht. Ich fand es ziemlich mühsam, fast 4kg Akku Mehrgewicht zu schleppen, welches ich nur selten brauchte. Zusammen mit dem (unnötigen) schweren Kettenschloss hatte ich insgesamt mehr als 5kg Mehrgewicht, welches sich im Handling meines schwarzen Pferdes schon etwas negativ bemerkbar machte.

Gruss
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #8
D

daweb79

Dabei seit
02.01.2020
Beiträge
13
Reaktionspunkte
20
Hallo

erstmal Danke für deine Berichte. Lese diese gerne und mit grossem interesse.

Habe seit einer Woche auch ein Champion II. Das Champ ist rund 1.5 Jahre alt und der Vorbesitzer ist dammit 280km gefahren. Das Fahrrad ist in Top Zustand, nur beim Akku bin ich nicht so sicher ob der wirklich noch sehr gut ist. Was mich etwas stört ist das Display. Keine Akkuanzeige in % oder V. Nur dieser Balken der je nach momentaner Akkuspannung kleiner oder grösser wird. Und was auch sehr nützliche wäre ist eine anzeige des mommentanen verbrauches in Watt.

Ich bewältige dammit den Arbeitsweg und bin der typische Pendler. Hin und Zurück sind es rund 58km mit 450m steigungen. Deshalb lade ich den Akku im Büro wieder auf. Durchschnittsgeschwindigkeit rund 33kmh. Fahre immer in Stufe 1 bis 6.

Bis auf das Display, bin ich mit dem Champ sehr zufrieden. Bin mir am überlegen das Display durch ein etwas anderes, das mehr Informationen anzeigt zu ersetzen. Eingebaut ist ein Lishui Controller Typ LSW338-111-4F. Bin im momment auf der suche nach einem komptiblen Display. Ev. hat jemand ein Tip, was überhaupt oder am besten funktioniert.

@ebiker7, wegen dem Defekt auf deiner Tour. War es eine gerissene Speiche?
 
  • Allegro Champion II - Test und Erfahrungen Beitrag #9
E

ebiker7

Themenstarter
Dabei seit
17.05.2022
Beiträge
73
Reaktionspunkte
116
Hallo daweb79

Da hast du dir ja einen fast neuen Champ zu vermutlich guten Konditionen geleistet! (y)

60km mit 450hm müssten für einen Akku drinliegen. Mache einfach mal den Test mit dem Risiko, die letzten paar km biomässig bewältigen zu müssen. Dann kennst du die verbliebene Qualität des Akkus. Oder lade einen komplett entladenen Akku über einen Energiemesser auf.
Zu Beginn hat mich die etwas knappe Information des Displays auch gestört, später aber gar nicht mehr. Denn umfangreiche Information ist ausser bei Test- und Messfahrten nicht nötig, im Gegenteil kann sie sonst sogar stören. Abgesehen davon ist eine % Anzeige wenig wert, weil diese "% Genauigkeit" nur vorgegaukelt ist. Ein Akku entlädt sich nicht linear oder anders gesagt, aus den % kann kein Rückschluss auf die noch möglichen km gemacht werden.
Das Display wechseln würde ich nicht, weil vermutlich die interne Programm Kompatibilität nicht gegeben ist.

Eine gerissene Speiche war es nicht. Und diese würde kaum zu einem sofortigen Zwangsabbruch der Tour führen. Aber ein guter Versuch!

Gruss
 
Thema:

Allegro Champion II - Test und Erfahrungen

Allegro Champion II - Test und Erfahrungen - Ähnliche Themen

Vergleich von Stromer ST1 und ST3 mit Trelago speedster: Hallo zusammen Obwohl ich seit einiger Zeit das Trelago speedster besitze und damit sehr zufrieden bin, wollte ich einfach mal wissen, ob es im...
TRELAGO Speedster (Schweiz) - Test und Erfahrungen: Hallo Anfang Frühling 2022 habe ich im Prospekt der Landi (CH) das Angebot für ein schnelles E-Bike (S-Pedelec) entdeckt. Die Daten und weitere...
Eskute Netuno Plus - ein Erfahrungsbericht: Über die Betreiber von pedelecforum.de bekam ich die Gelegenheit, das Eskute Netuno Plus zu testen: Das Netuno Plus wird direkt oder über...
Ampler Stout: Moin! Ich habe mir nach langen Jahren mal wieder ein neues Fahrrad gegönnt und da ich nun in die ü40-Kategorie falle und auch mal die 2x25 km zur...
Samebike E-Klapprad aus China: eine ökonomisch-ergonomisch-energetische Bilanz: Vorab: wenn Sie keine Affinität zu Technik, Physik, Zahlen, Statistiken, Charts und Geld haben, lesen Sie nicht weiter; dieser kleine Aufsatz wird...
Oben