Kurz bevor ich mein neues Velomobil in Betrieb nehme, finde ich doch jezt mal die Zeit die Geschichte meines "alten" zu erzählen.
Selbiges ist nähmlich abgebrannt.
Fakten:
7S 3P Lithiumpolymer Akku mit 8 Ah Tüten-Zellen (Eigenbau).
Kein BMS (war schon vorhanden aber noch nicht verbaut)
Balancing wurde händisch geprüft, die Zellen waren selektiert, aber ein Pack bestand absichtlich aus nicht gut selektierten Zellen, um das Driftverhalten zu testen.
Ladegrät Pulsar 2+, keine Einzelzellenüberwachung, Ladung mit 9,6 A.
Das Ladegerät war nicht im Fahrzeug und hat überlebt. Laut Speicher wurden 28 Ah in den 24 Ah Akku eingeladen.
Ich war nicht zu Hause, als der Brand geschah, zum Glück wurden aber Nachbarn auf den Qualm und ein paar explodierende Teile ( die Reste der Dose vom Pannenspräy lagen 15 Meter Weiter...) aufmersam und löschten das VM.
Nebenbei gab es dabei einige fast unglaubliche Zufälle.
Das VM wurde unter dem Carport direkt an einem Fenster unseres Fachwerkhauses neben einem Plastik Werkzeugschränkchen geladen. Niemand möchte sich wirklich ausmalen, was passiert wäre, wenn es dort abgebrannt wäre. Abgebrannt ist es nähmlich 10 Meter weiter im Freien. Die Brandspuren zeigen, das der Brand im Carport begann, dann aber der Motor "Saft" bekam, und das VM aus dem Carport heraus katapultierte, wo es dann von einem Pfahl unsanft gestoppt wurde.
Soweit die Fakten.
Wie man an den Überresten sieht, ist ein genaue Analyse nicht mehr möglich. Aber es gibt einen Logischen Schluss:
(Mindestens) Eine Zelle must kurzgeschlossen worden sein (ob nun intern oder extern), um im daraus resultieren 6s - PAck wurden die Zellen natürlich gnadenlos durch das Ladegerät und die parallenen Stränge überladen.
Auch wenn diese Zellen angeblich bis 5 V nicht brennen, so ist das eine schlüssige Erklärung.
Dieser Fall ist natürlich speziel. Tütenlipos ohne Einzelzellenüberwachung in 7s 3p parallel zu schalten muss ich nachträglich als fahrlässig bezeichnen, auch wenn die Einzelzellen alle paar Wochen nachgemessen wurden. Die "no explosion or fire" Abschnitte der Bedienungsanleitung muss man sehr genau lesen, da wurde im Fall meiner Akkus sehr vorsichtig beim Überladen ans Werk gegangen wurde. Überladung halt nur bis 5 V. Dann waren es bei mir wohl 5,1 Volt...
Insgesamt hat dieser Vorfall meine Sicht auf die Batterieentwicklung stark verändert. Auch wenn wir heute die Technologie haben (meine Zellen haben ca. 200 Wh pro kg), so wird es wohl noch länger dauern, bis wir diese Technologie auch bei größeren Akkupacketen wirklich sicher im Griff haben. Momentan übersteigt der Preis für die notwendige Sicherheitelektronik den Preis für die Akkus, wenn man große Kapazitäten bauen will.
Ich fahre auch heute die selben Zellen wieder, aber nur mit einzelzellen BMS und ohne Parallelschaltung. Bei Parallelschaltung helfen nähmlich auch die normalen BMS nicht, da diese den Entladeeingang nicht gegen überladen schützen.
Ich will hier keine Panikmache betreiben. Es gibt sehr viele Brandursachen abseits von Lithiumzellen, und auch Serienprodukte (Fernseher, Kühlschränke, Autos...) verursachen unter gewissen Umständen Feuer. Aber es sollte klar sein, das Lithiumakkus prinzipiel Brennbar sind, und man sicher gehen sollte, das alle sinnvollen Sicherheitsmassnahmen in und an der Zelle verbaut sind. Absolute Sicherheit gibt es nicht, es geht halt nur um vernünftige Sicherheitslevel.